Bild: Das Gesicht der rechten Frauen? Beate Zschäpe war nicht die erste, die innerhalb einer rechten Gruppierung aktiv gewesen ist. , Frauen in der rechten Szene Foto: picture alliance/ dpa

Neonazismus. Männlich, weiß, glatzköpfig, rechtsextrem? Nicht zwingend. Journalistin Andrea Röpke sprach im Dortmunder „Nordpol“ vergangenen Donnerstag über Frauen und ihre Rolle im rechten Milieu.

Heidi Benneckenstein ist dieser Tage in aller Munde: Reingeboren in eine rechte Familie, hat sie alle Strukturen durchlaufen und wurde mit deren Ideologie seit früh-

ester Kindheit konfrontiert und infiltriert. Doch sie schaffte zusammen mit ihrem Lebensgefährten den Absprung. Vergangenen Samstag erschien ihr Buch „Ein deutsches Mädchen. Mein Leben in einer Neonazi-Familie“. Dieses ist ein Beispiel dafür, dass Frauen in den rechtsextremen Strukturen vertreten sind. „Frauen sind fester Bestandteil der Szene und nicht weniger radikal als die Männer“, so Andrea Röpke. Jeder fünfte Neonazi sei eine Frau. 

Vergangenen Donnerstag gab Röpke im Dortmunder „Nordpol“ Einblick in die Thematik. Die freie Journalistin beschäftigt sich seit Jahren mit Themen wie Frauen in der Neonazi-Szene oder der Kindererziehung in dem Spektrum. 2011 veröffentliche sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Andreas Speist „Mädelssache. Frauen in der Neonazi-Szene“.

EyecatcherIn und DrahtzieherIn

Nicht erst seit Beate Zschäpe verkehren und agieren Frauen in der Szene. Gerade nach dem Ende des 2. Weltkrieges waren es Frauen, die die alten nationalsozialistischen Strukturen aufrechterhielten. In der Wikingjugend, einer Jugendorganisation die in paramilitärischen Camps die Teilnehmenden drillte und seit 1994 verboten ist, lag der Frauenanteil bei 40 Prozent. Daneben fungierte diese Organisation auch als „Partnerbörse“, so Röpke. Denn: Frauen spielten im Sinne der NS-Ideologie als Mutter eine herausragende Rolle. Sie waren „weitestgehend in der Minderheit und im Hintergrund“. 

Dies änderte sich in den folgenden Jahrzehnten, dennoch wurden Frauen erst mit der Aufdeckung der NSU nicht mehr nur als Mitläuferinnen, sondern auch als Mittäterinnen wahrgenommen. Gerade seit 2014 erfahren Frauen in der rechten Szene eine neue Rolle: die der Eyecatcherin. Laut Röpke werden Frauen „zur Akzeptanzgewinnung eingesetzt“. Sie spielen die „empörte Bürgerin von nebenan“, die sich gegen die gegenwärtige Politik engagieren. Trotz der vermehrten Auftritte, beispielsweise als Musikerinnen oder Rednerinnen, bleibe die Szene „antifeministisch“. Gleichberechtigung werde nicht angestrebt. Ähnliche Strategien seien ebenfalls bei der Identitären Bewegung (:bsz 1135) zu beobachten. 

Verstärkt aktiv

Daneben beobachte Röpke aber auch, dass „Frauen der neuen Bundesländer nach außen drängen“. Vor allem im Zusammenhang mit der NPD sei eine starke Aktivität von Frauen zu erkennen: „Frauen agieren und tragen das Ganze weiter, obwohl die Männer ihre Ideale verloren haben.“ Allerdings formulierten sie „nicht eine einzige emanzipatorische Forderung“ und hätten die gleichen Feindbilder wie die Männer. Sie forcierten beispielsweise Initiativen gegen Geflüchtete. 

Sind Paare innerhalb der Szene aktiv, werden Kinder ebenfalls miteinbezogen: „Das NS-Gedankengut wird auf die Kinder übertragen.“ Diese sind oft Leidtragende, wachsen sie „in einer Parallelwelt auf“: am Wochenende beim völkischen Kinderfest, am Montag dann wieder Schule.

Wichtig sei, und dies betonte Röpke mehrfach: auf diese gefährlichen Entwicklungen aufmerksam und sie bekannt machen. 

:Andrea Lorenz

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