Konferenz. Wie ein Dialog möglich wird: Vom 24. bis 26. August diskutierten ForscherInnen über „Chancen und Hürden der Wissenschaft in Europa“. Die gleichnamige Konferenz des Instituts für Deutschlandforschung an der RUB diente als Abschlussgespräch.
Mit dem Einzug der Digitalisierung wurde es uns ermöglicht, Informationen über viele unterschiedliche Kanäle zu erhalten. Ein Teil davon ist das Auftauchen von Informationsquellen, die auf ein kleines Publikum spezialisiert sind. Wissenschaft steht vor der Herausforderung, diese NutzerInnen zu erreichen. In diesem Kontext fanden sich vergangene Woche die Mitglieder des RUB-Europadialogs zusammen. Dieser vernetzt 16 junge, europäische WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Fachbereichen, um ihnen in ihrer Forschung zu helfen und Wege zu finden, wie sie sich für Europa einsetzen können. Zum Erreichen dieses Ziels veranstaltete das Projekt des Instituts für Deutschlandforschung bisher vier internationale Workshops und drei Sommerkurse. Im kommenden Jahr wird es noch einen fünften Workshop geben.
Die dreitägige Abschlusskonferenz des diesjährigen Sommerkurses behandelte, wie ForscherInnen mit der Öffentlichkeit in Kontakt treten können. Der Geschäftsführer des Instituts für Deutschlandforschung, Dr. Frank Hoffmann, betonte, der Hintergrund des Projekts bestehe darin, diejenigen zu verbinden, „die zusätzlich den Wunsch haben, mit ihrem wissenschaftlichen Tun und mit ihrer Person für die in der Krise befindliche, europäische Situation einzustehen.“
Die Unmöglichkeit von Wertefreiheit
„Wissenschaft ist durch und durch wertegetrieben – und war es schon immer“, machte der Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Prof. Helmut Pulte in seinem Eröffnungsvortrag klar. Deshalb müsse ein Umdenken stattfinden, welches anerkennt, dass Wissenschaft nicht nur auf empirische Fakten zu reduzieren sei. Am Beispiel der Klimaforschung zeigte die Doktorandin Maria Sojka, wie nicht-epistemische Werte in einer empirisch belegbaren Wissenschaftstätigkeit eine Rolle spielen. Nicht-epistemische Werte sind solche, die nicht an nachweisbare Wahrheiten gebunden sind. Zum Beispiel Überlegungen darüber, welche Forschung den meisten Nutzen bringt. Wenn es bei der Klimaforschung darum geht, welche Regionen untersucht werden, wählen ForscherInnen häufig ihr Heimatland. Grund sei oft eine einfachere Begründung der gesellschaftlichen Relevanz zur Sicherung von Geldern. „Genau diese pragmatischen Motivationen sind, eben nicht-epistemische Werte“, argumentierte Sojka.
Sprache und Verständnis
Die Sprache, mit der wissenschaftliche Befunde vorgestellt werden, sei auch wichtig. Daher rufen die Richtlinien des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) dazu auf, von Unsicherheiten zu sprechen. Diese Feinheiten müssen auch JournalistInnen beachten und sich von einer Sprache der sicheren Ergebnisse entfernen.
Wissenschaft befindet sich in einem Spannungsfeld. Denn sie muss die Legitimität ihres ExpertenInnentums verteidigen, wie an der Klimaforschung, oder der Pharmaforschung sichtbar ist. Gleichzeitig entsteht ein Bewusstsein, dass sie wertegetrieben ist und ihren Umgang mit der Öffentlichkeit anpassen muss. Darauf, wie die Wissenschaft mit diesen Problemen umgehen kann, antwortete Dr. Hoffmann: „Sie muss sich zumindest des Tatbestands bewusst werden. Das ist der erste Schritt. Der zweite Schritt ist ein Gefühl der Verantwortung als Kommentator im öffentlichen Bereich mitzuwirken.“
Gastautor :Stefan Moll
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