Bild: Partyaufzeichnungen: Falls das Handy mit Euren Festivalfilmchen flöten geht, könnt Ihr immer noch die Polizei fragen, ob sie Euch eine Kopie gibt. , Bochum Total: Wie es war und warum plötzlich Kameras installiert wurden Foto: kac

Bochum. Hunderttausende BesucherInnen feierten vergangenen Donnerstag bis Sonntag auf Bochum Total. Wir waren live vor Ort und haben geschaut, was sich nach den letzten 30 Malen auf dem Festival geändert hat.

Der Bochumer Südring und das Bermuda3Eck waren rappelvoll. Der Fußweg von der Neustraße bis zur Heinz-Bühne dauerte mehr als zehn Minuten. Aber: Schlechte Laune war bei kaum einer Person bemerkbar. BesucherInnengruppen erzählten sich gegenseitig ihre persönlichen Highlights der vergangenen Bochum-Total-Tage. Selbst die hohen Getränkepreise an den Ständen auf der Viktoriastraße scheinen die BesucherInnen nicht gestört zu haben und so stapelten sich Türmchen von Plastikbechern auf den Tischen. „Die vier Euro zahle ich gerne“, erklärt Besucher Heiko, 51 Jahre alt, „immerhin ist das Fest hier für lau“, während Samstagabend Pohlmann auf der 1Live-Bühne mit ruhigen Tönen für diesen Tag das Fest ausklingen ließ. Die Punkrocker KMPFSPRT brachten ihre Fans bereits während des Soundchecks in Wallung, die nur wenig später in pure Leidenschaft über gegangen ist. 

Doch Bochum Total ist nicht bloß Musik: Auf der Trailer-Wortschatzbühne waren die Cartoonzeichner Michael Holtschulte und Oliver Hilbring zu Gast. Passend zum Festival ging es in ihrem Programm unter anderem auch um Evergreens der Rockmusik. Auf dem Monitor der Bühne erschien der Klassiker „Purple Rain“, der kurz darauf zu „Popel Rain“ umgedichtet wurde, so ging es dann weiter mit ähnlichen Titeln. „Vor 30 Jahren gab es das noch nicht“, schmunzelte die 63-jährige Ingrid, die sich an ihr erstes Bochum Total zurückerinnert hat, während sie sich weiter Cartoons auf der Wortschatzbühne anschaute, „da war hier deutlich weniger los.“

Auch die Clubs auf der Viktoriastraße ließen sich für Bochum Total etwas einfallen. Pünktlich zum Festivalstart öffnete die Disco „Trompete“ kostenlos ihre Pforte zur Grunge-Party am vergangenen Donnerstag. „Es ist so geil, dass die Trompete heute auf hat und dann keinen Eintritt verlangt“, freut sich Melanie, 28, die am nächsten Tag ein Referat an der Uni halten sollte.

Neue Sicherheitsmaßnahmen

Auch wenn es keine Gefährdungshinweise gab, hat sich die Polizei Bochum im Vorfeld entschieden, die Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen. Erstmals wurden an drei strategischen Punkten Kameras angebracht. Diese befanden sich während Bochum Total auf der Viktoriastraße, auf dem Brüderweg und auf dem Südring.

Begründet wurde dies mit den Erfahrungen vergangener Veranstaltugnen. Des Weiteren wurden tonnenschwere Sandsäcke zur Vorbeugung eines Anschlags durch LKWs verlegt, wie  Polizeisprecher Frank Lemanis der :bsz erklärt hat. Die Risikolage für Großveranstaltungen habe sich in den letzten Jahren erhöht. Neben der Terrorgefahr gebe es auch die Gefahr von Massenpanik und erhöhter Kriminalität durch Diebstahl. „Auch die Anzahl von Polizistinnen und Polizisten wurde erhöht“, erklärt Stadtratsmitglied Sebastian Pewny. Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier betonte in einer Pressemeldung, dass „Sinn und Zweck der Maßnahme“ seien, „unseren Festival-Besuchern ein hohes Maß an Sicherheit zu bieten.“ Durch jene Maßnahme fühlten sich jedoch einige BesucherInnen in ihrer Freiheit beeinträchtigt. Sie trugen Sonnenbrillen und tiefsitzende Kopfbedeckung: „Ich habe keinen Bock, dass die Bullerei irgendwo Videomaterial von mir hat“, empört sich ein Besucher, der seinen Namen nicht preisgeben wollte, „das alles endet wie bei Orwells 1984.“

:Katharina Cygan

 

Für mehr Eindrücke: unsere Bildergalerie! (Fotos: Alexander Schneider)

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