Nachruf. Am 15. Juli tragen wir ein Stück Dortmunder Geschichte zu Grabe, denn der Kult-Club „Spirit“ schließt auf ewig seine Tore.
„Spirit“, ein Ort, der über die Grenzen Dortmunds bekannt ist – ein Ort mit Legenden und Geschichten. Für zartbesaitete Nicht-DortmunderInnen konnte das „Spirit“ furchteinflößend wirken. Eine lange schwarze Treppe, die hinab zu lautdröhnender Musik führt in einer dunklen Seitengasse. Und dann noch das mit diesem Motorrad-Club … Doch spätestens am Kickertisch wusste man: Hier ist wirklich jedeR willkommen. All diejenigen, die zuvor an der Eingangstür eines 08/15-Clubs abgewiesen wurde, wurden hier mit offenen Armen empfangen.
Wir wussten, dass man das Bier nur aus Flaschen trinken sollte – die Ansteckungsgefahr mit Herpesviren war viel zu groß. Rückblickend ein geringer Preis für diese einzigartige Wohlfühlatmosphäre zwischen Slayer, System of a Down und ja, neuerdings auch AnnenMayKantereit. Trotzdem konnten wir uns es nicht nehmen lassen, zur Happy Hour Whiskey Cola für 1,50 Euro zur Höchstbestellmenge von drei Gläsern pro Person zu genehmigen. Doch nun schlägt die Trauer in das plagende schlechte Gewissen um: Sind wir für die Schließung mitverantwortlich?
30 Jahre –
die Guten gehen immer zu erst
Auf der Fan-Facebookseite des „Spirits“ findet man neben unendlich vielen traurigen „Spirit“-GängerInnen auch die Erklärung des Betreibers: „Wir kämpfen nun schon sehr lange damit. Angefangen beim Rauchverbot, über die Sperrzeiten, bis hin zu verschärften Maßnahmen, müssen wir nun noch mehr Rücklauf verkraften.“
In meiner naiven Vorstellung, dachte ich, dass das „Spirit“ ewig bestehen bleibt. Und ich könne jederzeit dorthin und wieder in den Erinnerungen schwelgen die ich vor Jahren dort erlebte. Sei es die eine Liebe, die ich im „Spirit“ traf, kleine Pöbeleien unter Betrunkenen oder die ausschweifenden Nächte die dort endeten. Im Nachhinein egoistisch und eigennützig von mir. Denn wenn der BesucherInnenrücklauf der Schließungsgrund ist, dann kann ich mich von der Schuld nicht freisprechen. Ja, ich habe das „Spirit“ auch auf dem Gewissen. Ja, ich bin an der Schließung Mitschuld.
Daher erweise ich dem Club die letzte Ehre am 15. Juli und gehe zur Abrissparty.
:Sarah Tsah
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