Wir Deutschen produzieren pro Kopf und Jahr unglaubliche 618 Kilogramm Siedlungsabfälle. Das macht uns zu den zweitgrößten MüllproduzentInnen in Europa. Schlimmer sieht es nur in Dänemark aus. Dies geht aus den Daten des Statistischen Bundestamtes (destatis) hervor (Stand 2014). Der EU-Durchschnitt liegt mit 474 kg/Kopf deutlich unter dem deutschen Wert.
Besonders alarmierend dabei ist, dass der Verpackunsgmüll dabei immer mehr wird: Von 2003 bis 2013 ist die Menge laut Bundesregierung von 187,5 auf 212,5 Kilogramm/Kopf jährlich angestiegen. Zwar nehmen weiterhin recyclebares Papier und Kartons den „mit Abstand“ größten Anteil daran ein – was auf zunehmenden Internethandel zurückzuführen sei – doch der Anteil der Kunststoffverpackungen steigt immer mehr.
Bring deinen eigenen Becher mit!
Ein auf dem Campus omnipräsentes Beispiel für nicht-nachhaltigen Konsum sind Einweg-Kaffee-Becher. Stündlich werden laut Deutscher Umwelthilfe 320.000 Stück davon in Deutschland gekauft – und weggeschmissen (oft auch achtlos in die Gegend geworfen). Zwar bestehen die Becher größtenteils aus Papierfasern, doch sind sie innen mit einer dünnen Polyethylenschicht versehen, was sie nur sehr schwer recyclebar macht.
Eine Bepfandung der Becher wird von vielen Initiativen gefordert, ist aber rechtlich kaum durchsetzbar.
Aus ähnlichen Gründen hat sich die Bundesregierung im vergangenen Jahr von ihrem Ziel, die Mehrwegquote bei bestimmten Verpackungen auf 80 Prozent zu erhöhen verabschiedet.
Dabei sind gerade Plastikverpackungen besonders problematisch, da sie biologisch nicht abbaubar sind. Recycelt werden von den Verpackungen, die in der gelben Tonne landen, allerdings nur 40 Prozent, so der Naturschutzbund (NABU). Die verschiedenen Kunststoffarten sind nur schwer zu trennen, daher wird viel von dem Müll verbrannt und nicht mit einem neuen Leben als Folie oder Bauzaunfuß versehen. Dennoch rät der NABU: „Trotzdem trennen! Denn nur wenn getrennt wird, kann überhaupt recycelt werden.“
Gastautor :Marek Firlej
Info:Box
Im Buch „Müll“ beschäftigen sich Forscher und Forscherinnen aus Disziplinen, die eher in der G-Reihe anzutreffen sind, mit der gesellschaftlichen, ästhetischen und psychologischen Dimension des Übrig-Gebliebenen. Die neun deutsch- und englischsprachigen Beiträge zerpflücken den „Abfall“ mehrmals auf seine Grundbedeutung und spielen damit einerseits auf seine Rolle in unserem gedanklichen und gesellschaftlichen Ordnungssystem (wo gehört es hin?) aber auch im Ökosystem (im Sediment der Weltmeere) an. Das Buch trennt den Müll nicht und vereint vom Genderaspekt bis zum Gebäuderecycling verschiedenste Blickwinkel.Christiane Lewe, Tim Othold, Nicolas Oxen (Hg.): „Müll. Interdisziplinäre Perspektiven auf das Übrig-Gebliebene“. Transcript-Verlag 2016. 251 Seiten, 29,99 Euro.
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