:bsz-Geschichte (Teil 3). In den 80ern und 90ern plagten die :bsz nicht nur Nazis und ein neues Konkurrenzmedium. Auch eine Mäuseplage sorgte für Ärger in der Redaktion, die kurze Zeit zur Propagandazentrale wurde. Denn ein Streik legte die gesamte Uni lahm.
Es ist Ende der 90er nicht das einzige Probleme in der Redaktion: Kabel, Kekse und Kaffeedosen wurden angeknabbert. Eine Mäuseplage stört den Betriebsablauf im Studierendenhaus. Mäusefallen müssen aufgestellt werden.
Doch als Heiko Jansen 1996 seine Tätigkeit als :bsz-Redakteur aufnimmt, gibt es nicht nur eine Auseinandersetzung mit Nagern. Seit Beginn der 90er sorgen Neonazis auf den Straßen für Terror, eine braune Hochburg ist damals Wattenscheid, wo die NPD ihre Zentrale hat. Die Ausgaben der :bsz sind damals voller Artikel, die sich gegen Rechts positionieren. Das bleibt nicht ohne Folgen. Gegen Jansen setzt es damals eine Anzeige, als die ViSdP-Adresse nicht korrekt angegeben ist und die NPD einen Verstoß bei der Landespressestelle meldet.
Neben dem Antifaschismus prägte sich bereits in den 80ern ein neues Umweltbewusstsein aus. Die Anti-AKW-Bewegung ist tonangebendes Thema. Die Zeitung berichtet von den Plänen der schleswig-holsteinischen Landesregierung, das Atomkraftwerk Brokdorf auszubauen und lässt einen Bochumer Demo-Teilnehmenden zu Wort kommen. Dieser beschrieb unter anderem, mit welcher Stärke die Staatsmacht gegen die Demonstrierenden vorgeht: „Sodann wurden je zwei BGS-Hubschrauber (je 7 Hubschrauber) rechts und links vor uns, sowie hinter uns ständig neue Hundertschaften abgesetzt.“ Doch nicht nur die AtomkraftgegnerInnen thematisierten die Mitarbeitenden, in der Glosse „Unsymp der Woche“ greift das Blatt auch das Waldsterben auf. Doch statt in den Chor der PessimistInnen einzufallen, thematisiert sie Alternativen und setzt dabei schon 1984 auf die Gentechnik.
Bochumer Streikzeitung
Ein weiteres Thema, das die Studierenden damals bewegt, sind die schlechten Studienbedingungen. Viele sind so unzufrieden, dass es zum Protest kommt: Von November bis Weihnachten 1997 wird nahezu die gesamte Uni bestreikt. Streikposten bilden sich, Vorlesungen werden ins Schauspielhaus oder ins „U35“ verlegt. Dreh- und Angelpunkt der Proteste ist in diesem heißen Winter auch die :bsz, die in dieser Zeit täglich erscheint und sich umbenennt in „Bochumer Streikzeitung“. Jansen erinnert sich gerne zurück: „Man muss sich ja vorstellen, so was wie Handys gab es damals noch nicht.“ So entsendet die Campuszeitung BotInnen und verbreitet die Infos. „Wir waren hier die Streikzentrale“, so der heutige Leiter des Akafö-Kulturbüros Boskop.
Doch das antifaschistische wie antikapitalistische Selbstverständnis der zu dieser Zeit durchgehend von linken ASten herausgegebenen Zeitung stößt auch auf Widerwillen. „Die :bsz hat sich nach wie vor als Teil der Gegenöffentlichkeit verstanden und das war dann auch nicht immer gut“, sagt Jansen. Teilweise werden sogar Originaltexte von Ulrike Meinhof abgedruckt. Irgendwann geben Fachschaften eine eigene Zeitschrift heraus, wie Jansen erzählt: „Der AStA war von diesem Konkurrenzmedium natürlich nicht begeistert.“ In der Konsensredaktion setzt man sich erneut zusammen, es gab – wie so oft in der Geschichte der ältesten durchgehend erscheinenden Studi-Zeitung – ein neues Problem zu bewältigen. Es geht gut: Das Konkurrenzblatt erscheint nur kurze Zeit. Und auch das Mäuseproblem ist da schon längst gelöst.
Gastautor :Jan Freytag &
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