Die SPD hoffe, die Zeiten schlechter Umfragewerte hinter sich zu lassen und wieder zur stärksten Kraft zu werden. Gespeist wird dieser Optimismus vor allem durch Martin Schulz. Seit bekannt wurde, dass er Kanzlerkandidat ist, hat die Partei einer Forsa-Umfrage zufolge, von 21 auf 26 Prozent, fünf Prozentpunkte in der Wählergunst dazugewonnen.
Der Vorsitzende der Herner SPD, Alexander Vogt, erklärt der :bsz im Vorfeld, dass das Programm-Forum schon lange geplant war und dazu dienen sollte, mit BürgerInnen über Themen für den Landes- und Bundestagswahlkampf zu sprechen. Erst „relativ kurzfristig“ habe sich Schulz angekündigt. Daraufhin wurde die Veranstaltung in das Theater verlegt. „Wir verspüren im Moment einen riesen Zulauf und ein riesen Interesse. Das ist eine Sache, die haben wir seit 1998 nicht mehr gehabt. Damals war es Gerhard Schröder, der antrat, Helmut Kohl abzulösen“, erzählt Vogt.
Nach einführenden Worten der Bundestagsabgeordneten Michelle Müntefering sowie von Vogt betritt unter Standing Ovations der Hoffnungsträger Schulz die Bühne. In der traditionellen SPD-Hochburg Herne hat er vor der eigenen Parteibasis ein Heimspiel: Der Saal ist voll und das Publikum ist ihm wohlgesonnen.
Selbstbewusstsein und das Kernthema soziale Gerechtigkeit
In seiner etwa halbstündigen Rede präsentiert sich Schulz kämpferisch und zuversichtlich: „Ich habe den Anspruch, Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland zu werden“, stellt er gleich zu Beginn klar und löst damit Begeisterung aus. Aufgrund von kurzentschlossenen WählerInnen lohne es sich, bis zur letzten Sekunde Wahlkampf zu betreiben. Darüber hinaus geht es vor allem um das klassische, aber noch immer „hoch modern[e]“, SPD-Thema soziale Gerechtigkeit: „Die, die hart für ihr Geld arbeiten dürfen nicht schlechter gestellt sein als die, die ihr Geld für sich arbeiten lassen“, sagt der Kanzlerkandidat. Zudem legt der ehemalige EU-Parlamentspräsident seinen Fokus auf Solidarität in Europa. In diesem Zusammenhang kritisiert er auch Ungarns Haltung in der Flüchtlingspolitik.
Currywurst und alte Freunde
Nach der Rede sind BürgerInnen eingeladen, mitzudiskutieren. Schulz gibt sich in der Menschentraube, die sich um ihn gebildet hatte, volksnah, kommt Wünschen nach Selfies nach und beantwortet Fragen. Als er Jupp Hahnrath, einen alten Jugendfreund, nach vielen Jahren wieder trifft, umarmen sich die beiden herzlich und Schulz nimmt sich Zeit für ein kurzes Gespräch. Auch die :bsz schafft es, einige Fragen zu stellen: Zu seiner Einstellung zur Agenda 2010, zu Erfolgsrezepten gegen Rechtspopulismus und dazu, wie er den unterfinanzierten Unis ohne Studiengebühren helfen will, antwortet er wenig konkret. Wir können ihm aber entlocken, dass ihm die Currywurst im Ruhrgebiet „besser schmeckt als die in Berlin.“
Gastautor :Jan Turek
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