Die Dash-Buttons von Amazon fluten Europa. Per Knopfdruck können jetzt Verbrauchsgegenstände von zu Hause aus nachgefüllt werden. Wie sinnig aber ist diese Innovation und wer profitiert davon am meisten? Amazon verfolgt hier die Einnahme einer Vormachtsstellung und nimmt Marken mit, die eine enge Verbindung zum Online-Handel-Giganten pflegen.
Wer kennt das nicht? Mit schlafverschmierten Augen morgens schnell ins Bad, die Zahnbürste zur Hand und kräftig auf die Tube gedrückt – leer. Ein Problem, das sich dann nicht lösen lässt, außer man geht zum stationären Handel um die Ecke. Vielleicht ist man aber auch im Besitz eines Dash-Buttons von Amazon. Ein kleiner Fingerdruck ermöglicht nämlich das Nachbestellen einzelner Verbrauchsprodukte im Haushalt. Und am nächsten Tag werden diese dann geliefert. Dann könnte man sich immerhin in 24 Stunden wieder die Zähne putzen.
Klar ist das jetzt ein wenig überzogen und trifft die Intention des Online-Händlers nicht so ganz. Aber mir verwehrt sich der Sinn einer Integration von bis zu 30 Knöpfen in meinen Haushalt, wenn ich Produkte zeitnah, sofort brauche. Und seien wir ehrlich – die meisten von uns merken erst, dass etwas fehlt, wenn es gebraucht wird.
Kommst du mit, Marke?
Irgendwie handelt es sich hier doch wieder nur um ein abgekartetes Spiel. Amazon versieht die Buttons mit großen Aufklebern großer Marken wie Gillette, Pedigree oder Persil. Diese bezuschussen das Online-Angebot stark und pflegen gute geschäftliche Beziehungen zur Handelsplattform. Wenn ich aber ein No-Name-Produkt kaufen oder nicht ewig markentreu sein möchte, muss ich wieder auf den stationären Handel zurückgreifen – oder darauf warten, dass Amazon das Angebot, das sich bisher auf rund 30 Produkte beschränkt, exorbitant ausweitet. Pushh-CEO Marc Schwieger lässt via Horizont online, einem Fachmagazin für Marketing, Werbung und Medien, im Zusammenhang mit der Einführung der Dash-Buttons verlauten: „Allerdings könne das Produkt zum Gatekeeper werden – was für manche Marken, die keine enge Beziehung mit Amazon haben, auch wieder eine Bedrohung sein könne.“ Hier findet also wieder mal nur simpler Wettbewerb mit simpler Technik statt.
Könnte besser sein
In der Simplizität der Buttons liegt auch ihre größte Schwäche. Ein Knopfdruck, ein Produkt. Und bald ist die kuschelige Behausung mit Plastik-Schrott übersät. Eine App oder einfach ein Button für mehrere Verbrauchsgegenstände, sozusagen „thematisch“ nach Bad, Küche, Waschküche sortiert, erschiene mir hier deutlich sinnvoller und wäre ebenso leicht zu programmieren. Die Zeiträume, in denen bestimmte Produkte wie Waschmittel verbraucht werden, belaufen sich gut und gerne auf bis zu vier Monate – und dafür braucht man dann nun wirklich keinen Button. Stattdessen hält die Werbung Einzug in die Haushalte, es werden fleißig VerbraucherInnendaten gesammelt und Aufkleber auf dem Briefkasten à la „Bitte keine Reklame einwerfen!“ werden umgangen und somit obsolet.
:Tobias Möller
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