Verlage haben es nicht leicht: sinkende Verkaufszahlen, steigende Kosten, höhere Tantiemen an die Autoren und Konkurrenz durch self publisher. Wenn ein Verlag die armen Autorinnen und Autoren als Grund für Preiserhöhungen aufführt, ist das allerdings hanebüchen. Uns Lesenden stellt sich die Frage: Was ist uns ein Buch wert?
Wenn ein Verlagsvorstand wie Klaus Kluge sagt, die aktuellen Buchpreise seien „erschütternd niedrig“ und, dass KundInnen höhere Preise akzeptieren, dann darf der das natürlich. Dann kann der Verlag Preise auch „anpassen“, wie es immer heißt. Das kann schief gehen, wie Kluge von den ersten Versuchen, die „scheinbar magische Preisschwelle von 9,99 Euro“ zu überschreiten, erzählt. Das kann aber auch klappen, wie der Verleger Hartmut Becker berichtet: Preise um 2 Euro auf 14,80 Euro erhöht und 65 Prozent mehr verkauft.
Aber es wird doch niemand glauben, dass die AutorInnen davon groß profitieren. Die bekommen meist weniger als 10 Prozent des Verkaufspreises. Werden Bücher 5 Euro teurer, springen also knapp 50 Cent mehr für die UrheberInnen raus – wesentlich mehr für den Verlag (der freilich auch Kosten zu decken hat).
Zwar hat sich der Buchpreis für gedruckte Bücher in den letzten 10 Jahren kaum verändert, dafür bieten immer mehr AutorInnen ohne Verlagsunterstützung ihre eBooks für 99 Cent bei Amazon oder Tolino an. Davon erhalten sie bis zu 70 Prozent – und drücken den Preis für Literatur natürlich enorm.
Besonders schlimm: Wissenschaftliche Verlage
Der Durchschnittspreis der gedruckten Neuerscheinungen 2014 betrug 26,20 Euro. Dazu zählen auch wissenschaftliche Publikationen. Für ein Werk zum Strafrecht etwa verlangt der Verlag de Gruyter locker 179 Euro – und womöglich hat der Autor oder die Autorin überhaupt kein Honorar bekommen, sondern darf sich bloß glücklich schätzen, publiziert zu haben.
Was also tun? Als Konsumierende: Buchhandlungen Amazon vorziehen – sowieso. Als WissenschaftlerInnen: Open Source publizieren und diese Idee fördern. Als Menschen: Mehr lesen.
:Marek Firlej
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