Als Héctor Oesterheld 1957 den Science-Fiction-Comic „El Eternauta“ schuf, hat wohl niemand gedacht, welch schreckliches Szenario er vorwegnahm. Genauso lautlos wie der außerirdische Schnee in der Geschichte die Menschen umbringt, ließ die argentinische Militärdiktatur Menschen verschwinden – darunter auch den Autor und seine Töchter. Der Eternaut, der „ewige Wanderer“, ist bis heute ein Symbol für Solidarität am Rio de la Plata.
„El Eternauta“ gilt als eines der wichtigsten Bücher Argentiniens. Nun ist das Werk in einem großen Band mit vielen Hintergrundinfos in deutscher Übersetzung erschienen.
Comic-Autor Oesterheld und Zeichner Francisco Solano López waren keine Unbekannten in den 1950ern, dem „Goldenen Zeitalter“ des argentinischen Comics. Ihre Geschichte über einen, der durch Raum und Zeit reist, um seine Familie zu finden, in einem Taucheranzug, um sich vor dem todbringenden Niederschlag zu schützen, wurde ein großer Erfolg.
Bedächtig und ernst
Der Held hat mit seiner Familie in einem Vorort von Buenos Aires nur durch Zufall den Alienangriff überlebt. Das Heimische, das Vertraute kam bei den LeserInnen gut an.
Oesterheld wollte eine ernste, erwachsene Science-Fiction-Story erzählen. Wer klassische Comics wie „Corto Maltese“ mag, wird sich mit den vielen detailliert gezeichneten Portraits anfreunden können; wer nur SuperheldInnen-Comics kennt, wird sich sicherlich schnell langweilen. Die Rahmenhandlung nimmt zusätzlich Tempo aus der Story.
Den größten Reiz übt das Buch daher dadurch aus, dass Oesterheld sein Schicksal und das seiner Nation um zehn Jahre vorwegzunehmen schien. „El Eternauta“ kann heute kaum anders gelesen werden als als Metapher auf die Militärdiktatur, die zwischen 1976 und 1983 mehr als 30.000 Menschen das Leben kostete.
Noch heute finden sich in Buenos Aires und anderen Städten zahlreiche ikonische Eternauta-Grafittis.
:Marek Firlej
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