Im Frühjahr 2015 war der ehemalige Elitesoldat Jitse Akse für zehn Monate nach Nordsyrien gereist, um dort die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG beim Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) zu unterstützen. Vergangenen Monat wurde der 47-Jährige in den Niederlanden überraschend verhaftet. Für die Tötung von IS-Kämpfern im Krieg droht Akse nun eine Anklage wegen mehrfachen Mordes. Im öffentlichen Diskurs erfährt er jedoch viel Sympathie.
Der aus Friesland stammende Jitse Akse war zehn Jahre lang Soldat der niederländischen Armee und diente dort als Fallschirmjäger und im Auslandseinsatz. Nach Medienberichten über die Verbrechen des IS wollte er auf eigene Faust gegen diese Organisation aktiv werden. Eine Motivation, die auch von anderen ausländischen Freiwilligen bei den YPG wohl bekannt ist. Akse verglich sein Handeln in einem Interview mit demjenigen der Internationalen Brigaden, die im Spanischen Bürgerkrieg gegen den Faschismus kämpften.
Auf Nachfrage hatte Akse im selben Interview Anfang des Jahres zudem geäußert, als Scharfschütze in Syrien einige Kämpfer des IS erschossen zu haben. Die niederländische Staatsanwaltschaft sah darin Grund für Ermittlungen, die zu einer Mordanklage führen könnten, ungeachtet der Tatsache, dass die Niederlande am internationalen Kampf gegen den IS beteiligt sind. Mitte Januar wurde der Heimgekehrte infolgedessen von einem Sondereinsatzkommando festgenommen und mit einem Sack über dem Kopf in Handschellen zum Verhör geführt.
Ausreiseverbot
Zwar ließ man ihn zwei Tage später wieder frei, doch erhielt Akse die Auflagen, das Land nicht zu verlassen und sich regelmäßig auf einer Polizeiwache zu melden. Ursprünglich hatte der Kriegsveteran im Februar nach Syrien zurückkehren wollen, um dort die militärische Ausbildung von internationalen Freiwilligen zu unterstützen. Da seine Verhaftung – samt Pressemitteilung des Innenministeriums – weltweit Aufmerksamkeit erregte, befürchtet Akse Racheakte durch den IS und hält sich momentan an einem geheimen Ort auf.
Angesichts der extremen Schwierigkeit, die genauen Umstände der betreffenden Tötungen von IS-Mitgliedern im Bürgerkriegsland Syrien zu klären, gilt RechtsexpertInnen eine Einstellung des Verfahrens als wahrscheinlich. In der Bevölkerung hat die Verhaftung von Jitse Akse für Unverständnis und Empörung gesorgt; viele NiederländerInnen betrachten den Veteranen als Helden. Eine Online-Petition zu seiner Unterstützung gewann bisher mehr als 65.000 UnterzeichnerInnen.
:Gastautor Patrick Henkelmann
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