Bild: Verspottet zeigt Hipster-Tinder: Per E-Mail den/die passende/n (Sex-)PartnerIn finden. , Kommentar: Post auf „Verspottet“ führt zu Kontroversen: Sex-Anzeige per elektronischem Briefverkehr Fotobearbeitung: kac

Heutzutage ist Liebe out. In einem stylischen Magazin mit Schönheitstipps würde Liebe wahrscheinlich als „No-Go“ bezeichnet werden. Denn heute zählt nur noch Sex ohne Verpflichtungen. Also warum keinen ehrlichen Aufruf auf dem Campus aushängen und hoffen, dass noch jemand so denkt, wie der/die VerfasserIn? E-Mail-Verkehr, um zu verkehren.

Der Post bei „Verspottet: Ruhr Universität Bochum“ mit dem Foto einer Sex-Anzeige wurde 1.234 geliked, mit 411 Kommentaren diskutiert und 19-mal geteilt. Eine Person wünscht sich Bettsport nach dem Lernen und hat keine Lust, Frauen in Clubs anzusprechen. Ziemlich bequem, wie ich finde, aber wenn man wenig Zeit hat, sollte man diese gut einplanen. Interessierte Frauen sollen sich bei der suchenden Person per Mail melden. Ich würde sagen – je nach Länge einer Nachricht – nimmt das Lesen maximal zehn Minuten ein. Eine Antwort darauf vielleicht weitere zehn.

In einem Club muss man erst zu der Auserwählten hingehen und Smalltalk führen. Direkte Anmachen wie „Ich will mit dir Sex haben“ führen meist zu Gelächter oder einer Ohrfeige. Sprich: Mailen geht schneller und ist schonender für den Körper.

Was ist mit Flirt-Apps?

LeserInnen des Posts fragten sich, ob der oder die AnzeigeverfasserIn kein Tinder hat. Mit Smartphones können Menschen immer und überall flirten; die meisten von ihnen sind gleich auf mehreren Flirtportalen angemeldet. Mit einem Blick und anschließendem Wisch über das Display entscheidet man sich, ob man einen dort abgebildeten Menschen kennenlernen möchte oder nicht. Sticht jemand besonders ins Auge, dann liest man sich vielleicht noch die 140 Zeichen Selbstbeschreibung durch. Alles unverbindlich – warum dann nicht auch ein unverbindliche E-Mail?

Ich kann die negativen Kommentare unter dem Bild von „Verspottet“ nicht ganz verstehen. Ist es nicht legitim, seine Wünsche offen zu äußern? Der oder die VerfasserIn zwingt niemanden, sich bei ihm/ihr zu melden. Es ist einfach eine Old-School Version von Tinder. Wieso darüber gespottet wird, bleibt mir ein Rätsel.  

Lass uns Tee trinken

Die Idee, die in der Anzeige vorgeschlagen ist, sich beim Tee Trinken persönlich kennenzulernen, zeigt die Absicht, die Frau nicht abfüllen zu wollen, sondern sie mit klarem Verstand ihre Entscheidung treffen zu lassen. Ein Bekannter von mir lädt zum Beispiel seine Dates bevorzugt zum Capri-Sonne-Trinken ein, obwohl er selbst sehr gerne Bier konsumiert.

Wer also lieber eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen haben mag, sollte das besser auch ehrlich so angeben. Auf welchem Weg man jemanden kennenlernt, ist nun wirklich jeder/jedem selbst überlassen – wenn man die Person von vornherein über die eigenen Absichten aufklärt.

Verspottet sollte besser bei Themen bleiben, wie Stapelwagen, die auf dem Campus einbrechen, oder Menschen, die in Affenkostümen Vorlesungen stürmen.

:Katharina Cygan

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