Die Geschichte der RUB bewusst machen: Das haben der Autor und Verleger Dr. Willi Bredemeier und andere mit einer Ausstellung und Veranstaltungsreihe vor. Die :bsz sprach mit ihm über die damalige Zeit, 68 im Pott und Gedächtnislücken bei der BlauPause.
:bsz Sie haben mit anderen ehemaligen Studierenden die Ausstellung „Wir Gründerstudenten“ organisiert, die nun fortgesetzt wird. Was genau wird in der Ausstellung gezeigt?
Willi Bredemeier: Es geht darum, ein Stück Geschichte der Ruhr-Universität bewusst zu machen, nämlich die Jahre 1965 bis ’68. Es wird gezeigt, wie die Studenten vielfältige Aktivitäten entfalteten, wie sie wohnten, wie sie mit ihrem Geld zurecht kamen. Das ganze Ruhrgebiet war ja zu dieser Zeit noch eine einzige Bildungseinöde und viele, die dann hier studiert haben, hätten auch gar nicht studiert, wenn es diesen Standort nicht gegeben hätte. Es war natürlich eine Pendler-Uni, das heißt, dass die Leute zum Studieren und Arbeiten hier waren und dann wieder zurückfuhren – also anders als man sich etwa Heidelberg oder Tübingen als Studentenherrlichkeit vorstellen kann. Genau das wird gezeigt.
Im Mittelpunkt soll auch die 68er-Bewegung stehen. Die Zentren der Studierenden-Proteste waren eher in Berlin oder Frankfurt. Wie viel war im Ruhrgebiet los?
Es gab große Auseinandersetzungen. Das eine waren die Proteste gegen die Preiserhöhungen der Bogestra. Die Leute, die hier damals studiert haben, hatten einen kleinen Etat und diese Preiserhöhung schnitt schon ins Portemonnaie und zu diesen großen Demonstrationen kam es nicht, weil die Studenten einen Konflikt wollten, sondern weil die Bogestra gar nicht reagierte. Sie war nicht bereit, mit den Studierenden über ihre Politik zu reden, sondern war sehr schnell an der Hand mit Klagedrohungen und tatsächlichen Klagen.
Aber damals wehrten sich die Studierenden mit einer Protestaktion ...
… um ein Beispiel zu nennen, das auch in der Ausstellung dokumentiert wird: es gab damals die Rote-Punkt-Aktion, die darin bestand, dass Bochumer Autofahrer sich so einen roten Punkt an die Autoscheibe klebten. Dann wussten die Studierenden: Es lohnt sich zu winken und man wurde mitgenommen; also eine Aktion, die für die Studierenden natürlich ein Erfolg war, aber auch dazu führte, dass der Konflikt mit der Bogestra eskalierte. Und wir haben auch bei unserer nächsten Veranstaltung einen Teilnehmer von der Bogestra, Arbeitsdirektor Gisbert Schlotzhauer, der wird auch dazu Stellung nehmen.
In dieser Veranstaltung geht es dann nochmal genau um die 68er-Bewegung an der RUB. Sie haben sich ja auch an der Bewegung beteiligt. Welche Bedeutung hat „68“ heute noch?
Ich persönlich finde, dass die Studentenrevolte entscheidend dazu beigetragen hat, unsere Zivilgesellschaft zu verändern und das sollte man auch würdigen. Das wollen wir auch am Beispiel der RUB klar machen. Ich habe schon im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zu 50 Jahre RUB bemängelt, dass diese Bewegung, die auch auf die Entwicklung der Bundesrepublik Einfluss genommen hat, hier gar nicht erwähnt wurde. Sie haben 50 Jahre Ruhr-Universität so gefeiert, als wäre es irgendein Groß-Unternehmen. Und ich finde eine Uni hat immer auch die Aufgabe, dass wir einen kritischen Diskurs führen und das haben wir vermisst und versucht, durch diese Ausstellung ein wenig zu revidieren.
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