Wenig weiß man hierzulande über die Nation der 17.000 Inseln zwischen dem Indischen und dem Pazifischen Ozean. Umso wertvoller ist die Gelegenheit, Indonesien als diesjähriges Gastland auf der Frankfurter Buchmesse (siehe Schwer:Punkt auf Seite 8) kennenlernen zu können. Aus diesem Anlass macht der Avant-Verlag auf den bereits 2008/09 erschienenen Comic „Rampokan“ aufmerksam.
Der Niederländer Peter van Dongen, der selbst indonesisch-chinesische Wurzeln hat, erzählt in den zwei Bänden „Java“ und „Celebes“ die Geschichte Johan Knevels, eines indonesischstämmigen niederländischen Soldaten kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Es ist das historische Setting des Comics, das ihn so interessant macht. Das Setting ist eins, über das man wohl noch weniger weiß als über das heutige Indonesien – selbst im ehemaligen Kolonialreich Niederlande.
Indonesien befindet sich in den Jahren ’45 bis ’49 in einem Zustand des Dazwischen oder eines Weder-noch: ’45 erklärten die IndonsierInnen ihre Unabhängigkeit, doch erst nach vier Jahren Krieg gibt Holland Niederländisch-Ostindien auf. Johan Knevel, aber auch die anderen Menschen auf den Inseln, sie schweben irgendwo zwischen Kolonialherrschaft und Unabhängigkeit, zwischen Heimat und Fremde, Krieg und Ideal, zwischen Rassenhass und Liebe.
Szenario sticht Story aus
Die große Rahmenhandlung vermag nicht so zu fesseln wie das Szenario mit all seinen liebevoll und detailliert, manchmal wie nebenbei dargestellten Feinheiten. Vielleicht ist es eben das Fremde, sind es die Kontraste, die van Dongen erzählerisch, aber auch zeichnerisch überall einstreut, welche die Geschichte überlagern und fragmentarisch erscheinen lassen.
Nun, wo die Frankfurter Buchmesse 2015 mit Indonesien als Gastland vorbei und die 2016er Auflage mit den Niederlanden noch ein Jahr hin ist, ist der richtige Zeitpunkt, sich den einzigen Comic zu diesem unbekannten Abschnitt europäischer Geschichte anzusehen.
Peter van Dongen: „Rampokan“ – Band 1: „Java“, Band 2: „Celebes“. Erschienen im Avant-Verlag, 72 bzw. 88 Seiten, je 17,95 Euro.
Quelle: Avant-Verlag
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