Eine bunte Stadt, eine bunte Uni, die BlauPause eine bunte Veranstaltung… wären da nicht diese braunen Schandflecken. Es hatten sich auch fünf Studentenverbindungen angemeldet. Grund zum Aufschrei für viele.
„Burschis raus, sonst BlauPause kaputt“, „Mit Burschis keine Feste feiern! Geschichtsrevisionisten, Sexisten, Nationalisten, Verbindungen konsequent angehen!“, „Keine Party mit Patrioten: Burschenschaften von der BlauPause ausschließen!“, las man im Vorfeld im Netz.
Als jemand, der gegen jede Art von Ungerechtigkeit angeht, sei es Rassismus, Sexismus oder einer der vielen anderen Missstände, die vor unseren Augen liegen, bin ich schockiert, auf welch unreflektierte und gefährliche Art der Protest linker Gruppierungen gegen Verbindungen auf der BlauPause in Bochum geführt wurde. Ich entschied mich auf der BlauPause, meine Fahne für eine Studentenverbindung hochzuhalten. Warum?
Verbindung kann tolerant
Die Antwort ist einfach: Das Corps Neoborussia Berlin zu Bochum, für das ich meine Fahne hochhalte, folgt dem Toleranzprinzip. Sie schließen keine Studenten aus, solange sie keine Extreme vertreten. Wichtigster gemeinsamer Nenner: Toleranz, Interesse an Tradition, Studium und Gemeinschaft. Das gilt auch für die anderen Corps und auch viele andere Verbindungen. Viele Burschenschaften sind mittlerweile aus dem äußerst rechten Dachverband Deutsche Burschenschaft ausgetreten, weil sie deren Grundsätze nicht mehr vertreten. Es gibt viele Damenverbindungen oder sogar gemischte Verbindungen. Die Verbindungslandschaft ist also zu großen Teilen nicht das, was sie laut der Protestaktionen zu sein scheint.
Zu Feindbildern stilisiert
Was für ein Bild bot sich mir aber auf der BlauPause: Schon im Vorfeld der Veranstaltung, die von den Verbindungen konstruktiv getrennt genutzt werden wollte, um Vorurteile abzubauen, wird ein Feindbild aus dem Boden gestampft, das nicht besteht. Behauptungen werden verbreitet, Kommunikation findet nicht statt. Menschen, die nach dem Toleranzprinzip leben, werden zu Feindbildern stilisiert und mit Lügen und verdrehten Tatsachenberichten in das Licht gerückt, in dem die Protestierenden ihre „Gegner“ brauchen, um ihre Argumente rüber zu bringen. Ich darf zwar als Frau nicht bei jeder Verbindung Mitglied werden, aber wenn wir nur danach urteilen, können wir auch anfangen, katholische Organisationen anzugreifen, die sich auf der BlauPause ohne Protest präsentieren können. Ich befürchte, dass der Kampf für Feminismus und gegen Rassismus immer mehr verwässert wird. Dass bald zum Feind wird, wer nicht ausnahmslos allen, teilweise radikalen Anforderungen der feministischen oder linken Bewegungen nachkommt. Und das ist der Grund, warum ich in diesem Kampf die Formation verlasse. Ich sehe die Sache in Gefahr. Menschen, die keine TäterInnen sind, werden in den Fokus des Kampfes gestellt, während die wahren Ziele links liegen gelassen werden.
Ich kann und möchte nicht für alle Verbindungen sprechen, weiß aber, dass es gefährlich ist, ein Problem, das mit einem Teil der Burschenschaften besteht, auf die gesamte Verbindungskultur zu verallgemeinern.
Klärt Euch auf. Lest über die Unterschiede, geht auf die Menschen zu. Kümmert Euch um wirkliche Missstände, damit der Protest nicht die falschen Ziele trifft!
:Gastautorin Sarah van der Biezen
Unsere Gastautorin (30) stammt aus Köln und ist Photokünstlerin, Mutter einer Tochter und bekennende Third-Wave-Feministin. Ihr Lebensgefährte ist Mitglied der Corps Neoborussia-Berlin zu Bochum und Baltica-Borussia Danzig zu Bielefeld. Durch ihre zahlreichen Besuche dort war sie in der Lage, einen intensiven Einblick in das verbindungsstudentische Milieu zu erhalten.
10 comments
Reply
You must be logged in to post a comment.
Schön zu lesen
Schön zu sehen das auch Berichte möglich gemacht werden die sonst immer unter den Tisch fallen. Hut ab vor der Autorin und der BSZ das Sie diesen Bericht möglich gemacht haben. Zu schnell werden manche Vereinigungen in die rechte Ecke geschoben von Leuten die sich vorher nicht einmal darüber informiert haben.
Sehr differenziertes Bild
Zunächst mal finde ich es gut, dass hier ein Nachdenken über „die anderen“ stattfindet. Oftmals geht es nur um Stereotype, die schnell zu Vorurteilen werden. Leider! Man darf nicht unter den Tisch kehren, dass es Burschenschaften gibt, die es übertreiben und schon in den Bereich des „Rechten“ hineinspielen. Aber nur weil manche keine Frauen aufnehmen, ist das noch kein verdammungswürdiger Sexismus. Natürlich ist das trotzdem Sexismus und das wird im Artikel ja auch gesagt. Dass in katholischen Kirchen und in Moscheen keine Frauen predigen dürfen ist ja auch kein Grund, alle Katholiken und Muslime in die rechte Ecke zu stellen. Der Kommentar ist sehr mutig, gerade für eine Feministin, die nun bestimmt von manchen aus ihrer toleranten Gemeinschaft gestoßen wird. Feminismus ist schon eine straff geführte ideologische Gemeinschaft, von deren „Corpsgeist“ so manche Studentenverbindung vielleicht nur träumt. Wenn der Feminismus sich gesellschaftlich öffnen würde und nicht mehr so „exklusiv-frauenbündlerisch“ daherkommen würde, könnte er bestimmt gemeinsame Anknüpfungspunkte mit so mancher Damen- oder sogar Herrenverbindung finden.
Nazis raus
die meisten Burschenschaftler sind rechts daher ergibt der Text Null Sinn.
Sinn / Unsinn ?
Dann informieren Sie sich über diese BurschenSCHAFTER (!) und scheren bitte nicht alles über einen Kamm !
Der Artkiel mach absolut Sinn !
95% der Verbindungen haben in keinster Weise etwas mit Politik, oder gar nationalem Gedankengut zu tun und lehnen Extremismus auf beiden Seiten klar ab !
„Etwas hassen, des Hassen wegen !
Die Kernaussage des Textes war für mich:
„Dass bald zum Feind wird, wer nicht ausnahmslos allen, teilweise radikalen Anforderungen der feministischen oder linken Bewegungen nachkommt.“
Darüber sollten sich viele „Aktivisten“ mal gedanken machen !
Da zeigt sich mal wieder,
Da zeigt sich mal wieder, dass es vielen nicht möglich ist, zu differenzieren. Der Text zeigt einige der unterschiedlichen Verbindungstypen auf. Sie verallgemeinern wieder alles und jeden als Burschenschafter (selbst die richtige Bezeichnung ihres Feindbildes kennen Sie nicht). Von daher macht Ihr Kommentar – im Gegensatz zum Artikel – keinen Sinn.
Da zeigt sich mal wieder …
Diesem Kommentar ist absolut nichts hinzuzufügen.
Zum einen geht es der Autorin
Zum einen geht es der Autorin um ein Corps. Deren Mitglieder sind, wie der Name einem auch nur ansatzweise mit Verstand ausgestatteten Menschen, keine Burschenschafter, denn sonst wären sie Mitglied einer Burschenschaft.
Zum anderen heißt es Burschenschafter und nicht Burschenschaftler.
Und selbst dann ist diese Aussage noch vollkommener Unsinn und zeugt nur davon, dass Sie offensichtlich nur das über Verbindungen wissen, was sie aus dem Spiegel oder von Indymedia aufgeschnappt haben.
Respekt
Hui. Respekt vor dieser differenzierten Meinung.
Lolli weggenommen?
„die meisten Burschenschaftler sind rechts daher ergibt der Text Null Sinn.“
Alle Linke sind Faschisten, da die Nazis auch Sozialisten waren <- macht eben so viel Sinn.
die frage ist…
…wer die Faschisten sind.
diejenigen, die pauschal andersdenkende, minderheiten oder ihnen fremde öffentlich diffamieren und mit steigendem haß verfolgen, sowie auch vor gewalt nicht zurückschrecken.
genau das tun die linken mit den verbindungsleuten. ohne zu hinterfragen oder sich zu informieren wird gegen menschen vorgegangen – für mich faschismus pur.