Das neue Bochumer Logo schlägt, so der Marketingsprech, ein neues Kapitel auf – wortwörtlich. Das Stadtwappen stand Pate für die Marke, unter der sich die hoch verschuldete Kommune als Hochschulstandort vermarkten will … und muss.
Bochums so genanntes ‚redendes‘ Wappen leitet mit seinem dicken Wälzer den Ortsnamen nicht von Buchen, sondern fälschlich von Buch ab. Ein glücklicher Irrtum, denn was wäre als Image heute besser geeignet als ein Buch, ob heraldisch verschlossen oder werbend geöffnet? Eine Kampagne, die rund eine Million Euro kosten wird, soll die neue Marke auch überregional bekannt machen.
Logo kein Wappen-Ersatz
HeraldikerInnen können übrigens aufatmen: Das Wappen wird durchs neue Logo nicht arbeitslos. „Die Agentur hat zwar angeregt, das Wappen in seiner Darstellungsform zu überarbeiten, aber es gab keine Notwendigkeit, das Wappen zu verändern“, so Stadtsprecher Thomas Sprenger zur :bsz. „Das Logo soll und kann das Wappen nicht ersetzen. Das bleibt altehrwürdig seit über 600 Jahren.“ Für hoheitliche Zwecke werde es weiter genutzt, zum Beispiel bei Feuerwehr und Ordnungsamt. Das Logo diene der Kommunikation nach außen.
Modern jenseits der Optik
Der minimalistische Look mit stilisiertem Buch entspricht genau der momentanen Designästhetik. Über den Preis von Logo und Imagekampagne kann man sicher streiten, gerade bei einem schlichten, manchem vielleicht billig scheinenden Aussehen.
Deswegen ist das Modernste nicht das Design selbst, sondern die frei verwendbare Kurzversion mit dem Kürzel BO. Vereine und Geschäfte sollen es nutzen, Privatleute können es sich neben den VfL-Aufkleber aufs Auto pappen. Die freie Marke gibt den BürgerInnen ein Produkt zurück für ihr Geld. Angesichts des Schuldenstands sind es ohnehin Peanuts, dafür aber gut angelegte.
Nach dem Opel-Aus bleibt Bochum nichts anderes, als seine Identität im Wissensstandort zu suchen – als Universitätsstadt mit sieben Hochschulen. Mit diesem positiven Image kann – ja, muss – Bochum auf Investorenfang gehen. Sicher kein Zufall, dass die Stadt sich gerade im Jubiläumsjahr der Ruhr-Universität den neuen Anstrich verpasst, noch dazu einen, der so gut zum Corporate Design der RUB passt.
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