Der Spannungsbogen war schnell erschöpft: Zuerst kam das globale PRISM-Programm sowie der Abhörskandal um die Kanzlerin, dann Doppelagenten und nun auch der Skandal um Tor (siehe S. 8).  Wir hatten und haben gute Gründe, sauer zu sein und es mal lauter werden zu lassen. Nach der Ausweisung des Geheimdienstrepräsentanten scheinen uns die Amerikaner wieder wahrzunehmen und das wird auch Zeit.

Ich musste mich die letzten Monate ernsthaft fragen: „Was kann denn bitte noch kommen?“ oder „Was würde Ian Flemming jetzt schreiben, um es wieder spannend zu machen?“. Warum? Weil ich jeden unserer Doppel-Null-Agenten längst geschlagen am Boden sah. Der böse Wicht hatte Agent Merkel längst zu Boden geschickt. Monatelang wurde nichts Nennenswertes erhandelt und Aufklärung verstanden die USA scheinbar eher als Bloßstellung Deutschlands. Ich dachte zu wissen, dass es wohl immer so weiter gehen müsste. Dann, Anfang des Monats, war es mal wieder soweit und wir bekamen, kostenlos, den neuen Teil der Hollywoodreihe. „NSA – Agent in den eigenen Reihen“ und „NSA  TOR. 3:0 für die USA. Wir sind Weltmeister!“. Selbst Peter Jackson hätte die Filme nicht besser in drei Teile schneiden können. Der neue – und hoffentlich letzte – Teil verspricht unerwartet mehr Spannung. Wer hätte gedacht, dass sich in diesem Politkrimi noch etwas tut? Ich nicht.

Aber warum ist das eigentlich so? Warum wird uns jetzt mehr Aufmerksamkeit geschenkt? Im Normalfall ist es gängige Praxis, innerhalb der Geheimdienste die AgentInnen des jeweils anderen Lagers per „Stiller Ausweisung“ abzuschieben, um Peinlichkeiten und „Bloßstellung“ zu vermeiden. Diesmal entschied sich die Bundesregierung jedoch für einen anderen Schritt. Die Ausweisung des US-amerikanischen Geheimdienstrepräsentanten in Deutschland wirkte für mich zuerst wie eine weitere diplomatische Schüchternheit, aber er trifft die AmerikanerInnen dort, wo man es vielleicht nicht erwartet hätte: bei ihrem Stolz. Man kann nur hoffen, dass die jetzige Lage ein deutliches Signal setzt und dass „Freundschaft“ im US-amerikanischen Verständnis nichts mit dem pubertären Verständnis „à la Facebook“ zu tun hat.
 

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