Andreas Plaas lebt in Dortmund-Deusen und betreibt seit einigen Jahren eine Wanderimkerei zwischen Ruhrgebiet und Sauerland – das heißt, er stellt die Bienenkörbe zu bestimmten Jahreszeiten in unterschiedliche Trachtgebiete. Seine Imkerei boomt – von 25 Völkern (2012) hat er seinen Bestand 2013 auf 37 Völker aufgestockt. Um ökonomisch ausschließlich vom Imkern leben zu können, bräuchte man jedoch mindestens 200 Völker und vor allem Erfahrung, ergänzt der Dortmunder Imker. Inzwischen ist sein Imkereibetrieb sogar durch den Anbauverband „Bioland“ zertifiziert und er beliefert Bioläden im östlichen Ruhrgebiet mit seinem Honig. Die :bsz hat für Euch hinter die Waben geblickt und nachgefragt.
:bsz Wie bist Du zum Imkern gekommen?
Andreas Plaas: Durch einen Freund, der bei mir (mit seinen Bienen) wohnte. Ich habe einfach das Summen im Garten geliebt. Als er vor 5 Jahren nach MeckPom zog, schenkte er mir ein ‚Volk‘, und damit war ich in die Pflicht gerufen. Da wir oft telefonieren und uns besuchen, fühle ich mich mit meinen Problemen nie allein gelassen. Es setzte sich zögerlich die Erkenntnis durch, dass ‚einfach imkern‘ nicht geht, und dass für einen Teil meines Lebens nun ein Insekt, dessen Diener ich sein darf, den Takt vorgibt. Das Entscheidende ist, stets ‚den Finger am Puls des Bienenvolks zu haben‘. Ich habe die Bienenstöcke sowie das Imker-Equipment kontinuierlich vermehrt, Stellplätze ausfindig gemacht und Honigkunden* bekommen, so dass aus dem Gartengeflüster ein kleiner Betrieb geworden ist.
Was erscheint Dir besonders wichtig beim Imkern?
Honig kommt nicht aus der Steckdose. Er muss produziert werden und damit werden wir erst beschenkt, wenn wir gut, d.h. im Interesse der Biene, gearbeitet haben. Das erste Ziel muss die Gesundheit der Biene sein, was aufgrund der Seuchengefahr die Absprache und Solidarität zwischen den Imkern erfordert. Es sollte das gemeinsame Interesse sein, ökologisch sinnvoll den Bedarf an Honig zu decken sowie die Bestäubung zu leisten. Die Hygiene im Bienenstock hat höchste Priorität; ich praktiziere jedes Jahr einen kompletten Wachsaustausch und kaufe neuen Wachs nur aus ökologisch ausgerichteten Betrieben zu. Elementar ist auch die Qualität der Königin und die darauf abgestimmte Betriebsweise.
Welche Fehler kann man beim Imkern machen?
Unzählige. In dem komplexen Wirkungsgefüge Umwelt-Biene-Imker kann eine Unachtsamkeit große Folgen haben. Fehler müssen verstanden werden, um sie im nächsten Jahr zu vermeiden und um zuversichtlich nach vorne zu gucken. Fahrlässigkeit und Selbstüberschätzung haben in der Imkerei keinen Platz.
Könntest Du kurz die Faktoren benennen, die weltweit zum ‚Bienensterben‘ beitragen?
Es handelt sich dabei um einen Medienhype, der nachdenklich macht. Wesentliche Faktoren, welche die Bienen dahinraffen lassen, sind ja bekannt: Die Monokulturen der Landwirtschaft fordern den Einsatz giftiger Insektizide. Was die Bienen lieben, erscheint den Giftspritzern als Unkraut – zum Beispiel die Kornblume. Hier gehen die Interessen beziehungsweise Sichtweisen sehr weit auseinander. Neben weiteren Einflüssen durch sogenannte Umweltgifte ist die Biene durch die Milbe Varroa destructor und die in ihr ansässigen Viren zusätzlich geschwächt. Dieser Parasit kennt keine natürliche Begrenzung und tötet konsequent den Bienenorganismus. Da (Bienen-)Institute in erster Linie an ihrer Selbsterhaltung interessiert sind, tut sich von dieser Seite nichts. Zu viel Vertrauen wäre hier fehl am Platz. Der Imker darf nicht die Hände in den Schoß legen, sondern muss reagieren. Imkereien, die vorbildlich arbeiten, haben auch keine Verluste.
Der Altersdurchschnitt unter den ImkerInnen soll in Deutschland bei über 60 Jahren liegen. Welche Konsequenzen hat das?
Wenn die gesamte Gesellschaft überaltert, ergeben sich daraus offensichtlich Probleme. Ohne Nachwuchs werden natürlich auch die Imker rar – mit allen Konsequenzen. Ziel muss es sein, junge Menschen für die Bienen zu gewinnen, und ich sehe bei vielen Kindern großes Interesse. Wichtig ist aber auch, dass sich Imker finden, welche die großen Zuchtleistungen, von denen wir alle profitieren, fortführen.
Hat das Imkern für Dich auch eine politische Dimension?
Die Biene ist direkt an die Naturvielfalt in ihrem jährlichen Rhythmus montiert. Daher stellt sie den Imker vor die Probleme, welche die technologische Produktivkraftentfaltung mit sich bringt. Auch das System Biene/Imker befürwortet Bauernhöfe im Gegensatz zu Agrarfabriken. Das Interesse an blühenden Landschaften und der Produktion von gesunden (natürlichen), regionalen Nahrungsmitteln ist eine Aufgabe, welche den Dialog und die Kooperation zwischen Imkern und Bauern verlangt. Ich bin immer wieder erfreut über das Interesse und den Zuspruch, den ich auf meinen Stellplätzen erfahre.
Herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
* Die weibliche Form ist bei den Antworten jeweils mitgedacht.
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