…2024 and welcome my lovely 2025! Hach, ist das aufregend. Fühlt sich doch fast ein bisschen so an, wie die erste Woche nach den Sommerferien. Unsere Mitmenschen sprühen vor Energie und Tatendrang, die Atmosphäre knistert und in der Luft schleicht der Geruch nach Veränderungen umher. Liegt das möglicherweise an den Vorsätzen, die gespannt ihrer Verwirklichung entgegenfiebern?
New Year, new me!?
Neigt sich das Jahr seinem Ende zu, gehen uns viele verschiedene Gedanken durch den Kopf. Seien es traurige Momente, schöne Erlebnisse oder Meilensteine, die man erreicht hat (oder auch nicht) – das Karussel dreht sich und lässt die Erinnerungen an 2024 dabei Revue passieren. Die einen sind zufrieden, während andere an manchen Stellen Verbesserungsbedarf sehen und es kaum erwarten können, etwas zu ändern. Der Jahreswechsel sorgt dafür, dass eine Art Untergangs- und Aufbruchsstimmung herrscht. Also nehmen wir uns vor, im neuen Jahr etwas anders, vielleicht sogar besser zu machen – wir greifen zum Stift oder zur Tastatur, schreiben unsere Vorsätze auf oder notieren sie auf einer imaginären Liste in unserem Gedächtnis. Dabei ist es ganz gleich, ob wir mehr Sport treiben, auf eine gesündere Ernährung achten, weniger am Handy hängen, irgendwelche Prüfungen bestehen oder auch mit dem Rauchen aufhören wollen. Zeig mir schnell, wo ich für die Mitgliedschaft im Fitnessstudio unterschreiben muss, damit ich gleich danach mit den Vorbereitungen auf die nächste Klausur loslegen kann – dieses Jahr wird schließlich frühzeitig gelernt! Die einen Vorsätze sind zum ersten Mal dabei, manche warten noch auf ihren Einsatz und andere wiederum drehen eine Ehrenrunde auf dem Feld der unerfüllten Bestrebungen. Es ist eben nicht unbedingt einfach, wenn es um die Umsetzung geht – oder wie Johann Wolfgang von Goethe sagen würde: „Gut ist der Vorsatz, aber die Erfüllung ist schwer.“ Well, I guess you have a point.
„Natürlich sind die Menschen zunächst optimistisch, dass der Vorsatz, den sie ergriffen haben, auch umsetzbar ist. Aber sie merken relativ schnell, dass es da eben auch Barrieren gibt“, erzählt Prof. Dr. Dieter Frey, Sozialpsychologe von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Gründe dafür können variieren: Mal tauchen Hürden auf, mal steht man sich selbst im Weg. So kann es passieren, dass man beim Setzen noch glücklich ist, beim nicht Einhalten allerdings der Unzufriedenheit kaum entkommen kann. Um das zu vermeiden, kann es helfen, sich in kleinen Schritten vorwärts zu bewegen und die Pistole im Halfter zu lassen, statt sie sich auf die Brust zu setzen. Versucht bei der Wahl der Vorsätze realistisch zu sein und nicht irgendwelchen Zielen nachzujagen, die man gar nicht erreichen kann. Vieles braucht eben seine Zeit und das ist okay so. Ich habe zum Beispiel gemerkt, dass es mir einfacher fällt, ein Vorhaben in die Tat umzusetzen, wenn ich es in meine Routine integriere und zu einer Gewohnheit mache. Eine Belohnung für die eigene Leistung darf selbstverständlich auch nicht fehlen – das steigert schließlich die Motivation.
Seid Ihr nicht der Typ für Vorsätze und das Motto „Neues Jahr, neues Ich“ passt eher weniger zu Eurer Lebenseinstellung, ist das auch fein. Bei einer Umfrage von YouGov aus dem Jahr 2022 wurden 2081 über 18-jährige Personen befragt, wie sie mit ihren Neujahrsvorsätzen umgehen. Diese Umfrage ergab sogar, dass man sich mit steigendem Alter immer weniger Vorsätze setzt. Das Beste am neuen Jahr ist doch, dass wir es am Ende selbst gestalten können!
Trend oder Tradition?
Auf verschiedenen Social Media-Plattformen beobachte ich, wie die Menschen über ihre Vorsätze für die kommenden 12 Monate berichten und Tipps für einen möglichst erfolgreichen Umgang damit geben. Klicke ich einen Post an, werden mir gleich fünf weitere in die Timeline gespült. Neujahrsvorsätze existieren jedoch nicht erst seit der Erfindung des Internets, ihre Ursprünge gehen in der Geschichte noch ein paar Schritte zurück. Dr. Helmut Groschwitz, Experte für immaterielles Kulturerbe an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, geht davon aus, dass positive Vorhaben unter anderem mit der Religionsentwicklung zusammenhängen könnten. Die zehn Gebote seien ein gutes Beispiel dafür. Besonders zu Zeiten von Glaubensfesten habe man das eigene Verhalten im Hinblick auf vorgegebene religiöse Normen hinterfragt und nach Verbesserungen gestrebt. „Durch Vorsätze hat man versucht, diesem Idealbild näherzukommen“, erklärt der Kulturhistoriker.
Auch im antiken Babylon und im alten Rom wurde nicht mit Vorsätzen gespart. So machten nicht nur die Babyloner:innen ihren Gottheiten Versprechen, sondern ebenfalls die Römer:innen. Sie versprachen Janus – dem Gott des Anfangs und des Endes –, dass sie sich im neuen Jahr besser benehmen würden.
Mit der Zeit führte die zunehmend säkularisierte Gesellschaft allerdings dazu, dass sich die Vorsätze am Kalender und nicht mehr an religiösen Ereignissen orientierten. Der religiöse Aspekt hat in vielen Fällen kaum noch eine Bedeutung. Während die Vorsätze früher noch von außen an uns drangen, steht heutzutage vor allem die Selbstoptimierung im Vordergrund und man fasst ein Vorhaben für sich selbst. Je nach Kultur unterscheidet sich noch die Art und Weise, wie man sich Vorsätze setzt. In Kolumbien werden zum Beispiel in der Silvesternacht 12 Trauben gegessen (na, wem kommt‘s bekannt vor?) und in Italien soll der Verzehr von Schweinefleisch für ein gefülltes Portemonnaie sorgen. Es muss eben nicht zwingend „entweder… oder…“ sein, Trends und Traditionen können oftmals auch Hand in Hand gehen.
:Alina Nougmanov
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