Bild: Heißer geht für manche Pflanzen immer

Der botanische Garten der Ruhr-Universität beheimatet bekannterweise sehr viele Gewächsarten, sowohl einheimische als auch fremde. Pflanzen, die es noch heißer und schwüler mögen, finden in den Schauhäusern ein Zuhause.

Der seit 1968 betriebene botanische Garten der Ruhr-Uni prahlt mit vielen Pflanzenkategorien. Neben beispielsweise den durchgehend bepflanzten Gemüsefeldern oder Gewächsen aus fernen Orten wie der zentralasiatischen Steppe, gibt es weitere, spezifischere Prachtstücke. So in etwa der 1990 konzipierte und einzigartige Chinesische Garten, der von einer chinesischen Partneruniversität gespendet wurde und dessen Rundgang von informativen Schildern begleitet wird. Auch die jährliche Chili-Ausstellung ist für Besucher:innen interessant: Die dieses Jahr 190 Chilisorten umfassende Ausstellung zielt darauf ab, die ganze Welt zu repräsentieren. Zu den bekannten Ausstellungen zählen auch die drei Schauhäuser. Um Euch diese näher vorzustellen, habe ich mit einem Gärtner namens Jan über diese geredet. 

Einer der vielen verwachsenen Wege im Tropenhaus

Das Tropenhaus

„Das älteste ist das Tropenhaus, das ist 18 Meter hoch und […] beherbergt Pflanzen aus allen tropischen Regionen der Erde, also Afrika, Asien, Australien und Süd- und Mittelamerika“, so Jans Kurzbeschreibung. Vor dem Eingang steht eine Infotafel, die erklärt, was die Tropen so einzigartig macht. So bestünden sie primär aus immergrünen Laubbäumen und ließen nur ein bis drei Prozent des Sonnenlichts bis zum Boden durch. 

Eine kurze Recherche ergibt, dass in den richtigen Tropen fortwährend humide 25 Grad Celsius herrschen. Diese schlagen einem zusammen mit überwachsenen Sträuchern und Bäumen beim Betreten des Hauses direkt ins Gesicht. Wie auch der Rest der Anlage sind alle Pflanzen mit Namens- und Ortsschildern ausgestattet, besonders bekannte oder beeindruckende bekommen eine eigene Infotafel. Im Tropenhaus sind das beispielsweise die nahe dem Eingang stehende Titanwurz, die nur einmal alle paar Jahre für wenige Tage erblüht und verwesen stinkt bevor sie eingeht. Weiter hinten stehen Nutzpflanzen wie etwa Kakao- und Kokosnussbäume. Ein Blick nach oben offenbart zwischen den ansehnlich grünen Blättern auch den Riesenbambus, der bekannt für sein rapides Wachstum von bis zu 50 Centimetern pro Tag ist. Mit einer Größe von bis zu 30 Metern ist er auch klar von außerhalb des Schauhauses sichtbar. 

Ein wichtiger Hinweis steht am Eingang: Die Tür solle bitte geschlossen gehalten werden, da es freilaufende Vögel gäbe. Diese Vögel entpuppen sich als asiatische Straußwachteln; kleine, bunte Vögel, die primär am Waldboden leben und im Schauhaus in Gruppen rumlaufen. Sie scharren den Boden bei der Suche nach Nahrung auf. Das helfe laut Jan auch den Gärtner:innen, da sie den Boden aufwühlen und Schädlinge aufäßen.  

Das Wüstenhaus

Ein Beispiel der Artenvielfalt des Wüstenhauses

„Danach wurde das Wüstenhaus gebaut, was Pflanzen aus Nord- und Süd- und Mittelamerika sowohl, als auch Afrika und Madagaskar beheimatet“, so Jan. Genauer gesagt: Das Wüstenhaus folgte in den 80ern. „Wir haben auch eine recht große Sukkulentensammlung“, erklärt er weiter. „Das heißt, Kakteen und andere sukkulente Pflanzen aus Wüsten und verschiedenen Trockengebieten der Erde.“

Man muss das Wüstenhaus aber nicht betreten, um seine Schätze zu begutachten.  In den wärmeren Monaten werden einige Sukkulenten aus den öffentlich unzugänglichen Gewächshäusern in die Fläche vor dem Wüstenhaus gepflanzt, um sie Besucher:innen präsentieren zu können. Zu den Sukkulenten zählen alle wasserspeichernden Pflanzenarten, die so Trockenphasen überdauern können. Umgangssprachlich bezeichnen Sukkulenten zwar die bei uns beliebten Zimmerpflanzen, Kakteen fallen jedoch auch in diese Kategorie. Man erfährt zudem, dass Kakteen aus den Wüstenregionen Amerikas stammen und fast ausschließlich dort wachsen.

Abseits der wenigen uns bekannten Pflanzen, wie etwa einer Art der Akazie, wachsen hier sehr viele, die uns weniger gängig sind. Der Grund dafür wird auch erläutert – Südafrika sei die Heimat von etwa 21.000 Pflanzenarten, von denen über die Hälfte endemisch sei. Das heißt, dass sie nur in Südafrika vorkommen. Die in den Savannenhäusern repräsentierte Flora ist eine Mischung aus niedrig und breit wachsenden Laubgewächsen und kleinen Blumen. 

Im Schauhaus selbst ist es sehr warm, im Gegensatz zum Tropenhaus aber weniger schwül und somit angenehmer. Wie Jan schon meinte, erwarten einen hier viele Kakteen. Besuchende können inmitten jener sogar Blicke auf die eine oder andere Eidechse erhaschen. Das Wüstenhaus hat aber noch mehr zu bieten: Zu den ausgestellten Pflanzen gehören sonderbare Gewächse wie die Welwitschie, eine flache namibische Wüstenpflanze, deren ältere Exemplare auf ein Alter von 3.000 Jahren geschätzt werden. Auch farbenfrohe Pflanzen sind vertreten: so der Baum der Reisenden aus Madagaskar, der als Wappenbaum des Landes gilt. Seine Laubblätter können bis zu drei Meter lang werden, wachsen flach fächerartig vom Stamm ausgehend und sind zum Stamm hin meist Gelb gefärbt.

Die Savannenhäuser

„Das jüngste Schauhaus sind unsere Savannenhäuser, die sind 1999 gebaut […] und 2001 eröffnet worden.“ Jan erzählt dann, weshalb es eigentlich zwei verschiedene Savannenhäuser sind: Die zwei Pflanzensammlungen seien einerseits aus der australischen Savanne, andererseits aus der afrikanischen, insbesondere südafrikanischen, Buschsavanne.

Die Türen dieser zwei Schauhäuser stehen offen, wodurch das Klima in ihnen dem bei uns herrschenden Wetter ähnelt. In den Savannenhäusern sowie dem benachbarten Lotusteich stehen Bänke und Stühle. Für Besuchende, die eine kleine Pause brauchen, ist hier also der perfekte Ort.

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