Bild: Symbolbild, Legendärer Sektempfang Bild: naro

Vorab ganz viel Liebe an die Butch Queens des Schwulenreferats, die sich solche Mühe geben, immer wieder aufs Neue queere Events zu veranstalten. Und gerade, weil ich so viel Liebe und Respekt für sie habe, möchte ich sie alle wachsen und glowen sehen. Hier meine Kritik am sogenannten „Legendären Schwulen Sektempfang“. Ist diese Party wirklich so legendär oder einfach nur old-school-90s-gay, mit einer fetten Ladung an cisnormativem Denken?

Ich war ready gestylt, voller Vorfreude, fertig für die Party, meine befreundete Person war schon auf dem Weg und freut sich auch sehr. Meine Erwartungen waren sehr hoch, denn auf dem letzten Sektempfang, der im Winter 2019 stattfand, hatte ich schon sehr nice Erinnerungen sammeln können – I was on fire! Jetzt, nach zwei Jahren Party-Pause und allgemein Campus-Events-Stille, sollte es so weit sein: Der Legendäre Schwule Sektempfang.  Schade, dass wir gar nicht so weit kamen, uns wohlzufühlen, um überhaupt einen Fuß in diese Location zu setzen.  

 Die Party-Laune war dank diskriminierenden

Securitys sofort im Keller! Mit einem mürrischen „Studieausweis!“ wurde ich vom Security-Mann begrüßt, der mich angewidert von oben bis unten betrachtete. Ein kurzes Bild meines fabolousen Outfits: Spitzenbralette, Radlerhose, chunky Sandalen, und als Accessoire meine Haarpracht an Beinen, Armen, Achseln und Kopf. „Jetzt siehst du aus wie ein Junge!“ *lacht*, heißt es, nachdem er auf meinem Studiausweis gesehen hatte, dass ich mal lange rote Haare gehabt habe. In seiner Mittelalter-Welt bedeutet es dann wahrscheinlich, dass ich damals noch ein „Mädchen“ war – LOL. Nach diesem Spruch ging es bergab: Mir wurde mein Handy aus der Hand gerissen, meine Tasche wurde durchwühlt, ich wurde bloßgestellt, und das alles in Anwesenheit der Veranstalter:innen der Party. Die sahen mich an, als wäre ich die Problememacherin – sie verwandelten mich mit ihren Blicken in The-Angry-Black-Woman-Trope. Hätte ich nicht gesagt, dass ich Redakteurin der :bsz bin, wäre ich erst gar nicht reingekommen. Für mich war in dem Moment klar: Hier fühle ich mich nicht sicher, hier werde ich auf keinen Fall bleiben! Ich führte ein schnelles Interview und ging direkt wieder.  

 Schockierend, dass bei so einer Veranstaltung, die sich damit beschmückt, ein Safer Space für queere Menschen zu sein, dann solche primitiven cis Männer als Security eingestellt werden und die Veranstalter nicht eingreifen. Als ich meiner befreundeten Person davon berichtete, war für them klar „No way gehe ich dahin!“ und kehrte wieder heim. They kam gerade mal bis zum Bochumer Hauptbahnhof und traute sich erst gar nicht bis zur Ruhr-Uni zu fahren, um es doch nochmal gemeinsam zu versuchen. Kein Wunder! Wenn mir als cis Frau schon so ein beschissener ungefragter Kommentar zu meinem Aussehen gedrückt wurde, wie sollte es dann bei trans* Personen sein?! Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es für andere FINTA-Personen gewesen ist. Was für Blicke und Kommentare kamen noch im Verlauf des Abends auf Personen zu, die nicht in die binäre-Genderrollen-Welt dieses Security-Mannes passten? Was, wenn eine trans Person schon einen neuen Ausweis mit deren Namen hatte, der Studiausweis aber noch den Deadname (Name, der bei der Geburt gegeben wurde) hatte? Um genau solche Risiken zu vermeiden, gehen FINTA in Safer Spaces feiern. Aber wenn diese dann auch solche Risiken beinhalten und Leute aus der eigenen Community nur wegschauen– Autsch!    „Der legendäre schwule* Sektempfang (…) *für alle, egal ob lesbisch, schwul, bi, trans, inter oder queer und Freund*innen der Community“ so steht es im Flyer und einer der Referent:innen scheint auch der Meinung zu sein: „Es ist eine offene und herzliche Atmosphäre, in der jede:r sich aufgenommen fühlen kann.“ Und was hat sich seit dem letzten Sektempfang verändert, außer dass anstatt alle jetzt nur die ersten 50 Gäst:innen einen gratis Sekt erhalten? „Ich habe den Eindruck, dass wir diverser geworden sind. Viel mehr FLINTA. Man sieht es auch an den Stickern, mit diversen Flaggen, die wir haben: non-binary, transident, pansexuell etc.“ Nur reichen Sticker nicht! Und dieses alle-sind-willkommen-Gefühl muss auch bereits vor der Tür ausgestrahlt werden. Dafür braucht es nicht nur “woke“ Menschen mit Stickern auf der Party, sondern auch ein Bewusstsein zu queeren Menschen und Empathie aller Teilnehmenden! Ich hoffe, das Autonome Schwulenreferat wählt nächstes Mal sorgfältiger aus, mit wem es arbeitet, greift bei Problemen auch ein und veranstaltet ihre Party so, dass auch FINTA Personen, egal wie sie aussehen mögen – ob kurze oder lange Haare – Spaß haben können. Das wäre wirklich L E G E N D Ä R !    

 :Nathalia Rodriguez

 

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