Der Zugang zum Studium war für Frauen in Deutschland nicht immer selbstverständlich, sondern geht aus einem langen Prozess hervor. Eine Zeitlinie zu über 800 Jahren Ungerechtigkeit und Diskriminierung an deutschen Universitäten und dem mühevollen Weg zur Gleichberechtigung.
Die Geschichte der deutschen Universitäten beginnt gar nicht in Deutschland, sondern 1348 in Prag, damals noch Hauptstadt des Königreiches Böhmen. Hier gründete König Karl IV. die erste deutsche Universität. Ein Besuch der Karlsuniversität war nur Männern vorbehalten, dass auch einmal Frauen hier Zugang zu Bildung bekommen, war nicht denkbar. Frauen konnten sich Bildung ausschließlich über die Klöster aneignen, wobei sie meist nur das Lesen lernten. Dennoch spielte eine Frau eine symbolische Rolle im universitären Leben. Katharina von Alexandrien, eine der vier großen heiligen Jungfrauen, war Schutzpatronin der Wissenschaft.
Der Kampf um die Zulassung von Frauen an Universitäten beginnt eine ganze Weile später, zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert. Zwar war Frauen nicht länger der Zugang zu Universitäten verboten, jedoch gab es viele Gründe, warum ein Studium ein Risiko für Frauen darstellte. Es gab zu dieser Zeit noch keine beruflichen Perspektiven für Frauen mit abgeschlossenem Studium. Ohne Zugang zu gehobener Bildung fehlte den meisten Frauen auch eine entsprechende Vorbildung, um am universitären Leben teilzuhaben. Bis auf Selbstverwirklichung war für Frauen also nicht viel Fruchtbares aus dem Studium zu ziehen. Wenn es dann doch mal Frauen an den Unis gab, waren diese Zulassungen nicht offiziell und galten für Töchter und Ehefrauen der wissenschaftlichen Elite.
Im 19. Jahrhundert wurde es nicht leichter. Durch die Einführung des Abiturs als Zugangsvoraussetzung für das Studium, war es noch weniger Frauen möglich, zu studieren. Dass sich Burschenschaften, die dem Frauenstudium skeptisch bis feindlich gegenüberstanden, etablierten, tat der Gleichberechtigung keinen Gefallen. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es trotzdem: An Mädchengymnasien hatten Frauen gegen Ende des Jahrhunderts Zugang zu einem höheren Bildungsgrad.
1840 war das reguläre Studium für Frauen in der Schweiz zugänglich. Zur selben Zeit gab es in Deutschland noch Proteste gegen das Frauenstudium. Mit immer lauter werdenden Gegenstimmen und der zunehmenden Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts nahm auch der Gedanke von festgefahrenen Geschlechterrollen und biologischen Nachteilen der Frau in wissenschaftlichen Bereichen ab. So wurden auch endlich 1895 erste weibliche Gasthörerinnen an der HU Berlin zugelassen. Volle Zugänge zum Studium gab es dann ab dem 28. Februar 1900 an der Universität Heidelberg. Frauen studierten vermehrt die Bereiche der Natur- und Geisteswissenschaft.
:Artur Airich
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