Es heißt doch: „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau“ – Unerschrocken bricht mit diesem patriarchalen Spruch! Frauen werden hier ganz vorne in der Geschichte positioniert.
Die Graphic Novels Unerschrocken – Fünfzehn Porträts außergewöhnlicher Frauen sind von Pénélope Bagieu verfasst worden. Teil eins der Reihe erschien 2016 und Teil zwei erschien im Jahr 2017 im Verlag Gallimard Jeunesse in Paris. Wie der Titel bekannt gibt, handeln die Bücher von fünfzehn Frauen, die prägende Taten vollbracht haben. Es sind Frauen aus verschiedenen Zeitaltern und mit unterschiedlichen Stärken, deren Taten auch heute noch bedeutsam für uns sind. Wie zum Beispiel Dr. Mae Jemison (1956), die erste Schwarze Astronautin, und die die Black Excellence darstellt, „Ich mag eine Frau UND Schwarz sein! Meine Vorfahren hatten KEINE Rechte! Aber ich bin Teil dieses Landes! Ich ZÄHLE!!“
Annette Kellermann (1886-1975), erfolgreiche Schwimmerin trotz Kinderlähmung, und auch Schauspielerin und Erfinderin des flexiblen figurbetonten Badeanzugs.
„Ich habe den weiblichen Körper befreien geholfen.“
Oder auch Nzinga (1583-1663), Königin von Ndongo und Matamba (heutiges Angola), die stetig Widerstand gegen portugiesische Kolonisator:innen und dessen Versklavungssystem geleistet hat und Nellie Bly (1864-1922), die sich ihre Leidenschaft als erste investigative Journalistin erkämpft hat. Sie war die erste weibliche Kriegsberichterstatterin und die erste Frau, die allein um die Welt reiste – und das in nur 72 Tagen. Ihr zu Ehren wird auch heute noch der Nellie-Bly-Award für „besonders kühne junge [Journalist:innen]“ verliehen. All diese und mehr informative und spannende Geschichten tut Bagieu in nur ein paar Seiten, und das im bunten Comic-Style (Abb. 2). Ja, es sind schön kurze Geschichten für zwischendurch oder für „kurz bevor es ins Bett geht“, aber vielleicht doch etwas zu kurz. Ich hätte mir noch ein paar mehr Datenangaben gewünscht und auch
Triggerwarnungen, vor allem wenn Vergewaltigung und Missbrauch thematisiert wurde. Wie Beispielweise in der Geschichte zur Sozialarbeiterin und Widerstandskämpferin Leymah Gbowee. Bagieu hat aber auf Diversität und Inklusion geachtet. Sie bricht nicht nur die männliche, sondern auch die weiße, heterosexuelle, klassistische und ableistische Geschichtsperspektive auf. Und doch hat die eine oder andere Geschichte ein paar Macken, wie zum Beispiel der kolonialistische Blick durch Delia Akeley oder dass der Deadname von Christine Jorgensen benannt wird. Aber ihre Pronomen werden geachtet und der Ansatz an Inklusion ist vorhanden, wie zum Beispiel in der Geschichte von Temple Grandin zu lesen ist. Ihr wurde ihre Intelligenz, weil sie im Autismus-Spektrum war, abgesprochen. Die Graphic Novels sind in gut lesbarer und leichter Sprache verfasst und beziehen so eine breite Leser:innenschaft ein. 100% kinderfreundlich finde ich es aber nicht, wegen Themen, die belastend sein könnten. Eltern können den ein oder anderen Teil der Geschichte umschreiben/-lesen, denn am Ende stehen alle Frauen als Siegerinnen und Heldinnen dar. In Unerschrocken ist Repräsentation von und für weiblich markierte Personen garantiert. Von
Astronautin bis Kaiserin und Mehr – Frau* war alles und kann alles werden!
:Nathalia Rodriguez
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