Handball in der Krise
Die diesjährige Weltmeisterschaft der Herren im Handball stand schon vor ihrem Beginn unter einem schlechten Stern. Zum ersten Mal wurde die Teilnehmerzahl von bisher 24 auf 32 Länder aufgestockt, was ein sicheres Hygienekonzept noch zusätzlich erschwerte. Die damit eigentlich erhofften hohen Zuschauer:innenzahlen blieben mit der Pandemie auch aus, obwohl bis drei Tage vor dem Eröffnungsspiel noch eine zwanzigprozentige Auslastung der Hallen erlaubt sein sollte. Man reagierte auf einen Protestbrief zahlreicher Spieler, die sich nicht damit wohl fühlten, unter solchen Umständen vor Publikum zu spielen. Davor hatten schon einige Spieler auf eine Teilnahme verzichtet, um bei ihren Familien bleiben zu können. Denn zur Gewährleistung der Hygienevorschriften sind die Teams in ihren Hotels genauso wie die zahlreichen Helfer:innen in Blasen von der Außenwelt abgekapselt und dürfen keinen Besuch empfangen.
Trotzdem sind Neuinfektionen auch unter den Spielern an der Tagesordnung, da auch zuvor bereits infizierte Spieler das Virus mit in die Blasen bringen können. Aufgrund von Corona-Fällen in den eigenen Reihen hatten deshalb die Teams aus den USA und Tschechien bereits ihre Teilnahme abgesagt. Beim deutschen Vorrunden-Gegner aus Kap Verde kam es sogar zu so vielen Ausfällen, dass dem WM-Debütanten nicht mehr genügend Spieler in der Begegnung mit Deutschland zur Verfügung standen, weshalb dieses abgesagt und mit 10:0 für die deutsche Mannschaft gewertet wurde.
Trotz dem deutschen Einzug in die Hauptrunde ist den Spielern, unter denen auch einige junge Debütanten zu finden sind, eine mulmige Verunsicherung anzumerken, die sich auch im Spiel zeigt. Über die große Ehre einer WM-Teilnahme legt sich der Schatten von Zweifeln über die Sinnhaftigkeit dieses Turniers. Die ohnehin schon ausgeschiedene Mannschaft aus Kap Verde verzichtete nun auf ihre restlichen Partien zur Ausspielung der Platzierungen und reiste vorzeitig wieder aus Ägypten ab, nachdem sie nur ihr Spiel gegen Ungarn tatsächlich bestreiten durfte. Beim Handball ist das Infektionsrisiko durch die geschlossenen Hallen größer als beispielsweise beim Fußball, wo unter freiem Himmel gespielt wird. Deshalb war von vornherein klar, dass diese WM nicht ohne neue Fälle und damit einhergehenden Schwierigkeiten durchgeführt werden kann. Die Sportler und Betreuer:innen, die bereit waren, dieses Risiko einzugehen, sind dennoch gewillt das Turnier weiterhin auszuspielen, denn ein Abbruch würde ein sehr bitteres Sportjahr 2021 einläuten.
:hakl
Tod und Spiele
Handball-WM in Ägypten, Eishockey-WM in Belarus — beide standen, beziehungsweise stehen, in der Kritik. Doch während deutsche Medien in den letzten Wochen heftig gegen den Eishockey-Cup schossen und sich dann offen über die Absage durch den Weltverband freuten, bleibt die Kritik an dem Turnier in Ägypten verhalten. Vor allem aber war diese im Fall von Belarus eine politische: Das Regime Lukaschenko gilt dem Westen als „letzte Diktatur Europas“. Und Ägypten? Dort hat seit bald 70 Jahren die Armee das Sagen. 2013, zwei Jahre nach dem Arabischen Frühling, wurde mit Muhammad Mursi der erste frei gewählte Präsident des Landes bereits wieder vom Militär gestürzt. Unter General a.D. Abdel Fatah as-Sisi ist das Regime repressiver als je zuvor: Oppositionelle und kritische Journalist:innen werden gnadenlos verfolgt, eingesperrt, gefoltert und ermordet. Der Unterschied besteht darin, dass Kairo seit Ende der 70er Jahre ein wichtiger Verbündeter des Westens ist und reichlich Waffen in den USA und Deutschland kauft. Minsk dagegen gilt als Partner Moskaus.
:lewy
Sportturniere 2021
Olympia steht und wenn es nach International Olympic Commitee (IOC) Thomas Bach geht, gebe es auch keinen „Plan B“. Mehr noch: „Alle involvierten Parteien arbeiten zusammen, um sich auf erfolgreiche Sommerspiele vorzubereiten.“ Doch was ist mit den Sportler:innen? Am 8. Februar beginnen die Australian Open und die 72 Sportler:innen werden in Melbourne in eine harte Quarantäne geschickt. Würde das olympische Komitee ähnlich verfahren? Und wie wirkt sich das dann auf die Wettbewerbsfähigkeit aus? Während die Women’s Tennis Association WTA sich auf ein Quarantäneturnier geeinigt hat, empfindet die Association of Tennis Professionals das für nicht notwendig. In jedem Falle ist es wichtig, dass die Tennistour mit den Australian Open, Olympia oder die Europameisterschaft stattfinden werden, denn gerade die letzten und auch größten Sportevents 2021 (beide im Juli), können sich eine erneute Verschiebung nicht leisten. So würde man eher in Kauf nehmen, diese Events ohne Zuschauer vor Ort zu planen. Frühestens im April wissen wir mehr, denn dann wollen die planenden Organe sich noch einmal zusammensetzen und die aktuelle Lage bewerten. Vor allem bei der Europameisterschaft, die in zwölf verschiedenen Ländern stattfinden sollte, wird hinter den Kulissen daran gearbeitet, den Reiseradius zu verringern, um das Infektionsgeschehen besser kontrollieren xzu können. Stand jetzt klingt alles noch recht vage, aber eins ist klar: Die Veranstaltungen werden und müssen schon allein durch die Förderungs- und Sponsorengelder stadtfinden.
:bena
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