Kommentar. Studierende aus dem Ausland müssen weiterhin seit Anfang der Pandemie nachweisen, dass sie auch wirklich vor Ort sein müssen für ihr Studium. Eine Frechheit von Seiten der Bundesregierung und auch ein Stinkefinger an den internationalen Austausch der Forschung.
Wer momentan Schuldige für die derzeitige Situation sucht, sucht mit hoher Wahrscheinlichkeit vergeblich. Immer wieder hört man zwar in Form einer orangenen Witzfigur, dass China womöglich das Virus auf uns herabgesetzt hat, um uns alle zu zerstören; wirklich glaubhaft ist das aber nicht. Trotz allem wird auch in Europa immer wieder mit dem Finger über die Grenze gezeigt – die anderen haben das Virus, nicht wir. Der Schengen-Raum wurde dicht gemacht, was in der Geschichte Europas vorher noch nie so vorgekommen ist, und innerhalb Deutschlands versucht Bayern eine eigene Grenzpolizei aufzustellen, um das Virus aufzuhalten. Immer scheinen die anderen das Problem, nie wird das eigene Verhalten hinterfragt oder die eigenen Maßnahmen überdacht. Diese gleiche Attitüde von „die dahinten sind schuld“ scheint auch bei dem Einreiseverbot für Studierende zu gelten. Es muss doch möglich sein, dass, wenn wir täglich Menschen aus ihrem Malle-Urlaub feucht fröhlich mit einer Flasche Rotkäppchen vom Flughafen abholen, wir auch einzelnen Studierenden die Einreise gewähren unter den Bedingungen, die alle Menschen nach der Einreise aus Risikogebieten haben.
Der Versuch die Situation durch Maßnahmen wie Grenzkontrollen und Einreiseverbote in den Griff zu bekommen erscheint mir sinnlos. Vielmehr schädigt es den internationalen Austausch Studierender untereinander und schafft Grenzen innerhalb der Forschung, die vor allem dort nicht existieren sollten. Das Privileg einer globalisierten Welt sollte als Privileg gesehen werden und nicht verworfen werden, um ein Gefühl der Sicherheit zu erhalten, welches bei genauerer Betrachtung nur bei einem Gefühl bleibt. Ein internationaler Austausch Studierender sollte auch in Zeiten von Corona möglich sein, unter Berücksichtigung gewisser Auflagen, die bereits existieren und deren Umsetzung mehr oder weniger funktioniert. Fest steht, dass auch in Zeiten der Krise Symbolpolitik oftmals mit Maßnahmen verwechselt wird, die Wirkung zeigen. Im Falle der Einreiseverbote für Studierende hat das Symbol wohl Vorrang über Rationalität.
:Gerit Höller
0 comments