Bild: Symbolbild, Kontrolle von Infektionsketten Bild:stem

Epidemie. Die Corona-Warn-App ist in den App-Stores erhältlich und wurde bereits millionenfach gedownloadet. Auch Wissenschaftler:innen des Horst-Görtz-Instituts nutzen die App und entwarnen vor Sicherheitsbedenken.

Vergangene Woche ist die Corona-Warn-App des „Robert Koch-Instituts“ erschienen. Die Tracing-App dient der Nachverfolgung von Infektionsketten des Covid-19 Virus und soll neben weiteren Schutzmaßnahmen dabei helfen, die Pandemie unter Kontrolle zu halten. Im Vorfeld gab es Debatten zur Sicherheit der App, insbesondere im Bereich des Datenschutzes. Wissenschaftler:innen des Bochumer Horst Görtz Instituts für IT-Sicherheit (HGI) beurteilen die App nun als gelungen: „Die Corona-Warn-App entspricht grundsätzlich aktuellen Datenschutzstandards, auch wenn wir im Detail Verbesserungsmöglichkeiten sehen. Wir würden uns aber wünschen, dass die Bundesregierung in einem Gesetz die Zwecke der Nutzung der App eng beschränkt,“ erklären Dr. Martin Degeling vom Lehrstuhl für Systemsicherheit und Maximilian Golla vom Max-Planck-Institut für Sicherheit und Privatsphäre Bochum. Auch Prof. Thorsten Holz, Sprecher des HGI befürwortet die App: „Ich selbst habe sie mir eben heruntergeladen und hoffe, dass auch viele andere Menschen diesen Schritt gehen werden. Denn nur durch eine breite Nutzung der App können Infektionsketten besser nachvollzogen werden.“ 

Die App wurde durch die Firmen SAP und die Telekom-Tochter T-Systems entwickelt und geschah im Open Source Verfahren, bei dem die Funktionen und der Quellcode der Software während des Entwicklungsprozesses kontrolliert werden konnte. Damit konnten viele Datenschutzbedenken ausgeräumt werden, da der Einbau von Funktionen, die beispielsweise über die vorgegebenen Zwecke hinausgehen recht einfach entdeckt werden kann. Das Verfahren steht nun als Beispielsmodell für zukünftige Software-Entwicklungsverfahren der Bundesregierung, um Transparenz und technische Sicherheit zu gewährleisten. Trotz der technischen Umsetzung ist ein Kritikpunkt, dass die App nur auf iPhones ab der iOS-Version 13 und auf Android-Smartphones ab der Androidversion 6 lauffähig sind. Darunter fällt beispielsweise das iPhone 6. Grünen-Chef Robert Habeck kritisiert die Limitierung der App:  „Dadurch lässt sie ausgerechnet Ältere oder Menschen mit wenig Geld außen vor“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Auch sie müssen erfahren können, ob sie mit Infizierten Kontakt hatten. Die Bundesregierung muss jetzt alles dafür tun, dass möglichst alle Menschen die App nutzen können.“

Mit dem Stand vom Montag, den 22. Juni haben bereits 11,8 Millionen Nutzer:innen die App heruntergeladen. Dies entspricht rund 14 Prozent der Bevölkerung. Im den vergangenen Monaten kursierte in den Medien die Annahme, dass die App zur erfolgreichen Eindämmung des Virus eine Verbreitung von 60 Prozent benötige. Die Zahl berief sich auf eine Oxford Studie. Allerdings stellte eine der beteiligten Wissenschaftler:innen im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung klar, dass diese Zahl noch auf anderen Annahmen beruhte, bei denen die App die einzige Maßnahme gegen das Virus sei. Bei der derzeitigen Entwicklung von Fallzahlen und zusätzlichen Maßnahmen, reiche eine Verbreitung von 15 Prozent bereits aus, um erste Erfolge in der Unterbrechung von Infektionsketten zu erzielen. Natürlich würde eine noch stärkere Verbreitung noch bessere

Erfolge erzielen. Insgesamt kostete die Entwicklung der App 69 Millionen Euro bis Ende 2021, wovon der größte Anteil in die Instandhaltung der App, den Service und die Serverkosten fließt.

:Stefan Moll

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