Bild: Umsteigen oder aussteigen? Sich offen den eigenen Studienzweifeln zu stellen bedeutet nicht, dass man scheitert, sondern kann Druck abbauen und auf den individuell richtigen Weg führen. , Studienzweifel Symbolbild:CC0

Zentrale Studienberatung. Ein für viele Studierende und Hochschulleitungen unangenehmes Thema: Studienaufschub, -zweifel und -abbruch. Initiativen wie ein neuer Moodle-Kurs sollen es normalisieren und beratend helfen. 

Erdrückende Scham und das Gefühl zu versagen oder nicht anzukommen, während „den Anderen“ alles zu gelingen scheint: Studienzweifel in allen Ausprägungen sind sicherlich kein glamouröses Gefühl. Um ihnen erfolgreich zu begegnen, muss man Studienabbruch und -zweifel aber thematisieren und sie vor allem enttabuisieren. In den letzten Jahren entstanden landesweit und an den Hochschulen vielfältige, zumeist ergebnisoffene Beratungs- und Hilfsangebote. Um Studierende in der Corona-Krise, die in privaten wie öffentlichen Bereichen Desorientierung und Unsicherheit noch verstärkt, auffangen zu können, hat die Zentrale Studienberatung (ZSB) der RUB nun einen Moodle-Kurs eingerichtet. 

Auch, wenn es sich so anfühlt, Du bist nicht defekt und Du bist nicht allein. Das Studium ist für die Allerwenigsten eine Zeit ohne Ängste, Probleme und Zweifel. Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) aus dem Jahre 2016 brechen 28 Prozent der Bachelorstudierenden ihr Studium ab. Bei den Studierenden im Master liegt die Quote 2014 immerhin bei 19 Prozent. Den Bachelor absolvieren 46 Prozent der Studierenden in Regelstudienzeit, den Master 34 Prozent. Die allermeisten (85 Prozent/87 Prozent) studieren zwei Semester länger. Die Anzahl der Studierenden zu erfassen, die „nur“ zweifeln oder mit Problemen kämpfen, ist unmöglich. Da das Studium in eine Phase der intensiven Persönlichkeitsentwicklung fällt, ist es ganz „normal“ und richtig, den eigenen Weg zu hinterfragen. Doch können Studienzweifel an die Substanz gehen, zu Dauerstress und psychischen Krankheiten führen oder von diesen begünstigt werden. So wird der „Barmer Arztreport“ von 2018, nach dem jede:r sechste Studierende psychisch krank sei, oft alarmiert zitiert, aber auch dieser erfasst nur diagnostizierte Fälle. 

Darüber sprechen, sich bewusst mit Zweifeln auseinandersetzen und sich selbst reflektieren – diese drei Tipps gibt Christina Kuhlmann, Psychologin der ZSB, im Gespräch mit „Next Career“, einem vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW NRW) geförderten Programm, das Studienzweifel und -abbruch normalisieren und Beratungsmöglichkeiten ausbauen möchte. Kuhlmann empfiehlt, die Gedanken nicht zu verdrängen und zu überlegen, woher die Zweifel stammen mögen. Persönliche Eigenschaften können eine Rolle spielen, mangelndes Interesse oder Leistungen. Einer Studieneingangsbefragung der RUB zufolge, gibt jede:r Fünfte eine Hauptmotivation für das Studium an, die intrinsisch nicht förderlich ist, etwa die Empfehlung der Eltern oder der Wunsch nach gesellschaftlichem Ansehen. Auch unzureichende Unterstützung durch Dozent:innen, die Familie und das soziale Netzwerk können zu Zweifeln führen und es gibt Hinweise darauf, dass Studierende mit Migrationshintergrund oder aus niedrigen Bildungsschichten besonders gefährdet sind, das Studium abzubrechen. Studien gehen oft von multikausalen Prozessen für einen Abbruch aus, aber es bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, diesen beizukommen und ein Studium erfolgreich abzuschließen, vielleicht nach einer Pause, einem Studiengangs- oder Hochschulwechsel. Viele Initiativen betonen aber, dass das Studium kein Nonplusultra ist sowie auch eine endgültige Studienaufgabe kein „Versagen“ darstellt und beraten in Hinsicht auf alternative Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten: Die Arbeitsmarktintegration von Studienabbrecher:innen funktioniert Studien zufolge in vielen Fällen erfolgreich! Auf den Seiten von „Next Career“ oder im frei zugänglichen RUB-Moodle-Kurs

„Studienzweifel? Studienausstieg? Sie sind nicht allein (SoSe 2020)“ kannst Du Dir niederschwellig weitere Informationen zum Thema einholen, Online-Tests zur Selbstreflexion finden und per Skype oder Mail (studienzweifel@rub.de)
individuell beraten werden.                    

:Marlen Farina

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