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Bericht. Ana Smidt studiert klassische Archäologie an der RUB und kommt aus Kroatien. Sie leidet an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit, was mehr oder weniger fast taub bedeutet. Wir stellen Euch einen Blick in ihre Welt vor.

In meiner hörenden Welt spreche ich, um mich anzupassen und in meiner gehörlosen Welt gebärde ich, weil es ein Teil meiner Identität ist. Mein Alltag an der Universität besteht grundsätzlich aus Akzeptanz. Dass ich 75 Prozent der Informationen in den Vorlesungen und Seminaren einfach nicht mitbekomme, ist Norm. Ohne meine Eigeninitiative und aktives Nachfragen könnte ich nicht vorankommen. Ich habe dies aber akzeptiert und viele Wege gefunden, an die fehlenden Informationen und Inhalte ran zu kommen. Hierzu zählen die Dozent*innen, die Kommiliton*innen, aber auch das Internet. Ein Punkt, der mich wahnsinnig stört, ist, dass die Kostenanträge für einen Gebärdensprachdolmetschenden oder Schriftsprachdolmetschenden sehr langwierig sind und sich ziehen. Dieser Akt mit den Kostenträgern, bei dem ich sogar die Gehaltsnachweise von meinen Eltern beilegen muss, verlängern es zusätzlich. Denn als behinderte Studentin möchte ich einfach direkt bei meiner Immatrikulation ankreuzen, dass ich eine Behinderung habe und einfach nur angebe „ohne Selbstorganisation“, oder welche Hilfsmittel ich für mein Studium benötige.
Zudem sind die mir zugestandenen Dolmetscher*innen qualitativ im Mittelmaß und damit tue ich mich schwer, da ich das Gefühl habe, nicht auf akademischem Niveau gebildet zu werden.
Ich bin nicht nur hörbehindert, sondern auch eine Ausländerin. Deswegen ist es mir ein großes Anliegen, zu erklären, dass Inklusion nicht für Behinderte, sondern auch für andere Menschen wie Ausländer*innen und Menschen mit Migrationshintergrund steht. Vor allem Behinderte, die aus einem anderen Land kommen und hier studieren, werden mehrfach benachteiligt. Für Hörbehinderte ist die Sprache allein schon eine große Hürde im Studium und für eine Hörbehinderte mit Migrationshintergrund oder für Ausländer*innen ist diese doppelt so groß.
Eine „Idealwelt“ entsteht erst, wenn Institutionen wie zum Beispiel Schulen, aber auch die Pflege sowie Familien etwas vom Geldfluss abbekommen. Das würde die soziale Ungleichheit, die wir haben, abbauen.

:Niedergeschrieben von Abena Appiah

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