Bild: Angst, Schwäche zu zeigen: Opfer sollen sich nicht mehr scheuen, die Spuren von Gewalttaten aufnehmen zu lassen., Neue Kampagne zur anonymen Spurensicherung von Sexualstraftaten

Kommentar. Traumata von Gewalt können Opfer dazu verleiten sich einzuigeln — dies kann zu einem Kampf ohne Beweise führen.

Endlich können Frauen, aber auch Männer, nach einer Sexualstraftat eine anonyme Spurensicherung durchführen lassen. Leider kommt die Anonyme Spurensicherung nach Sexualstraftaten (ASS) viel zu spät. Im vergangenen Jahr haben mindestens 147 Frauen die Angriffe auf sich nicht überlebt und das sind nur diejenigen, die häusliche Gewalt erlebten. Wenn man sich die Statistiken der sexuellen Nötigungen sowie Vergewaltigungen des letzten Jahres anschaut, sind es dieses Jahr insgesamt allein in Nordrhein-Westfalen 2.235 Frauen und Männer mehr. Und nein, das liegt nicht an den bösen Ausländern. Denn der gute deutsche Mann belästigt auch gerne. Jedoch liegt unter den offiziellen Zahlen eine sehr große unbekannte Dunkelziffer. Viele Opfer wissen meist gar nicht, was mit ihnen geschieht. Zwischen Tat und Realisierung liegen oftmals Jahre. Wenn sich dann ein Opfer bereit erklärt, darüber offen zu sprechen, oder zur Polizei zu gehen ist es in der Regel zu spät. Zwar beträgt die Verjährungsfrist 20 Jahre, jedoch hat das Opfer oft keine gesicherten Spuren. Wie soll man sich in einem Moment, in dem man sich schmutzig und verloren fühlt, richtig verhalten? Nicht duschen, Bilder machen, Kleidung nicht waschen. Es klingt unmöglich.  

Mehr Gerechtigkeit

Eine anonyme Spurensicherung kann dazu führen, dass die Dunkelziffer kleiner werden könnte, denn oftmals gehören zu diesen Opfer, die ihren Täter durchaus gut kennen. Sie haben Angst, sich zu stellen, da es doch ein guter Freund der Familie, der Pfarrer, der Lehrer oder der neue Mann der Mutter ist. Diese Liste ist bis ins Unendliche weiterführbar und man würde immer wieder neue Opfer finden.
Welche*r Frau oder Mann kennt es nicht, man erinnert sich an einen Moment mit einer Person und denkt sich schon einige Minuten später, „Hätte ich in dieser Situation anders reagiert“. Und wenn wir uns das bei alltäglichen Dingen schon denken, die meist nichts bedeuten, wie ist es dann bei Situationen, in denen wir machtlos erscheinen? Wir können nur hoffen, dass genug Leute das Gesuch erhören und weniger Fälle in Zukunft aufgrund der nicht vorhandenen Beweise ad acta gelegt werden.

:Abena Appiah
 

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