Bild: 20.000 Lebewesen im Jahr: Sind Versuche an Tieren noch zeitgemäß? , Sind Tierversuche noch zeitgerecht? Symbolbild

Bielefeld. Mit einer 24-stündgen Mahnwache protestierten Tierschützer*innen auf dem Unigelände gegen Tierversuche im Allgemeinen, aber vor allem an der Uni Bielefeld. Zum Protestmarathon vom 23. auf den 24. Oktober wurde von mehreren Tierrechtsgruppen aufgerufen.

Das Bündnis aus lokalen und überregionale Tierschützer*innen rückte das Thema Tierversuche in das Bewusstsein der Studierenden: Organsiert vom bundesweit aktiven Tierrechtsverein Animal Rights Watch (ARIWA) unterstützte die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche die Aktion. Zum Anlass der Proteste nahmen die Tierrechtsgruppen die seit Oktober in Gründung befindliche neue medizinische Fakultät. Dr. Gaby Neumann, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei dem Bündnis Ärzte gegen Tierversuche e. V.  rechtfertigte die Mahnwache: Da dort geforscht werde, sei folglich auch mit Tierversuchen zu rechnen.

Unverzichtbarkeit von Tierversuchen?

„Tierversuche sind per se nicht zu verfluchen“, merkt Dr. Matthias Schmidt, Tierschutzbeauftragter der Ruhr-Uni zum Thema an. Als Beispiel nennt er einen begehrten Workshop an der RUB, in dem versierte Chirurg*innen die Mikrochirurgie an Mäusen durchführen, um etwa Operationen an feinen Gefäßen im menschlichen Gesicht zu simulieren. Dabei betont er, dass Tiere als Versuchsmittel nur genommen werden, wenn es keine Alternative gebe: „Jeder Tierversuch muss genehmigt werden“ – dafür ist in Nordrhein-Westfalen das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) verantwortlich.  Die Forscher*innen schicken einen detaillierten Versuchsauflauf mit einem Untersuchungsgrund an das Amt. Fester Bestandteil des Genehmigungsverfahrens ist eine Kommission von zwei Tierschützer*innen und vier Wissenschaftler*innen, die das Schreiben überprüft und das LANUV berät, ob der Versuch notwendigerweise durchzuführen ist. Es dürfen dabei keine Versuche wiederholt werden.

 Es gibt Alternativen

„Wenn Tierversuche so nützlich sind, wären wir schon längst weiter“, erwidert Neumann. Die wichtigsten Erkenntnisse seien auf Beobachtung gestützt und es gäbe Alternativen zu Versuchstieren. Organoide (funktionierende Miniorgane aus menschlichen Zellen) ist zum Beispiel ein Gegenvorschlag. Ebenso die Multi-Organ-Chips (MOCs), die Organoide nutzen um das Zusammenspiel einzelner Organe in einem menschlichen Organismus zu simulieren. Zusätzlich verweist sie auf die bereits bekannten Bilderanalyseverfahren wie MRT (Magnetresonanztomographie) und CT (Computertomographie). In der freien Wirtschaft werde auf die Alternative zurückgegriffen, sagt Neumann, doch die Uni hinke hinterher. Dahinter vermutet die Ärztin einen finanziellen Aspekt. Die Unterstützung betrage für die tierversuchsfreie Forschung einen maximal einstelligen Millionenbetrag. Für Tierversuche stehe ein Betrag in Milliardenhöhe zur Verfügung.
Für die Wissenschaft stehen der RUB durchschnittlich im Jahr 20.000 Wirbeltiere zur Verfügung – mehrheitlich Mäuse und Ratten. Dabei werden etwa 55 Prozent tot erforscht und 45 Prozent lebend. Der Tierschutzbeauftragte der RUB versicherte, dass die Bedingungen für die Versuchstiere ständig verbessert würden. Damit würden aussagekräftigere Ergebnisse erzielt und außerdem dadurch weniger Tiere gebraucht werden.

:Sarah Tsah

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