Bild: Für immer Reliquien der Vergangenheit? Die Digitalisierung in Häusern nimmt zu. , Gemeinsam leben im Haus der Zukunft Bild: mag

Vortrag. Wie werden wir in Zukunft wohnen? Vor welchen Herausforderungen stehen wir? Mit solchen Fragen und Zukunftsmodellen beschäftigte sich die Veranstaltung „Das intelligente Haus der Zukunft“ im Blue Square der Ruhr-Universität Bochum.

Roboter helfen im Haushalt, der Kühlschrank kauft ein und alles wird mit dem Smartphone gesteuert. Mit solchen und ähnlichen Zukunftsvisionen beschäftigt sich die Vortragsreihe „Umbrüche – Die Welt bis zum Jahr 2030“. Bei der Veranstaltung am vergangenen Mittwoch wurde ein Blick auf den Haushalt der Zukunft geworfen. Der vortragende Prof. Rolf G. Heinze ist am Lehrstuhl für allgemeine Soziologie, Arbeit und Wirtschaft tätig und kann das Thema aus soziologischer Sicht beurteilen.

Neu wohnen

Smartes Wohnen ist kein utopisches Bild mehr. Schon heute werden Lebensräume digitalisiert. „In den letzten Jahren ist es zu einem Megatrend der Digitalisierung gekommen“, meint Prof. Rolf G. Heinze. Die sozialen Medien und Smartphones sind weit verbreitet. „Das Smartphone wird zum zentralen Begleiter in allen Lebensbereichen.“ Jedoch koppele sich der Trend zur Digitalisierung mit dem Trend zur Individualisierung. Es bestehe eine Gesellschaft der Singularitäten. „Das Smartphone wird zum Bestandteil des Körpers“, meint der Soziologe. Auch Sprachassistenten wie Siri und Alexa werden schon in vielen Haushalten verwendet.
Ein Grund für ein smartes Haus sei, dass Leute immer älter werden und die Menschen auch im hohen Alter selbstständig Zuhause leben wollen. Dies könne man durch neue Erfindungen ermöglichen. Zum Beispiel könnte durch Sensortechnologie festgestellt werden, ob eine Person gestürzt ist und dann Hilfe gerufen werden. Jedoch gebe es eine „Digitale Spaltung der Gesellschaft“. Die älteren Menschen treten der Technik oft skeptisch und mit Unverständnis gegenüber.
Durch moderne Wohnungen können auch die Energieeffizienz erhöht und die Energiekosten gesenkt werden. Doch Deutschland hinke noch hinterher. Es sei kein Problem mehr, in Neubauten die neuen Technologien einzusetzen, das Problem seien eher die älteren Häuser. Bezüglich der Finanzierung müsse man „eine gemeinsame Lösung finden.“

Genossenschaften

In Deutschland gebe es ein Silodenken und keine kooperative Gemeinschaft, meint der Soziologe. Doch es seien Ordnungsmodelle zur Regulierung und Steigerung der Digitalisierung notwendig. Man brauche kooperative Geschäftsmodelle. Ein solches Modell könne das der Genossenschaften sein. In vielen Wohnquartieren von diesen sei schon eine Digitalisierung eingetreten. Diese soll ältere und jüngere BürgerInnen miteinander vernetzten und das bürgerliche Engagement erhöhen. Denn auch eine digitale Kommunikation kann zu einer analogen Kommunikation führen. Prof. Rolf G. Heinze findet, dass Genossenschaften ein vielversprechendes Modell sind. Auch heute gebe es schon einige, doch in Zukunft werden diese sich erweitern. Eine plattformbasierte Gemeinschaft „muss nur bald in die Praxis übernommen werden.“
Mit der Genossenschaft sei eine weitere Angst reguliert; die Angst vor Datenmissbrauch. Denn die Genossenschaft entscheidet, welche Daten von den Mitgliedern entindividualisiert weitergegeben werden. Datenschutzbedenken sind weit verbreitet, doch man solle die Angst nicht schüren. Ein differenzierter Umgang damit sei nach dem Soziologen notwendig.

:Maike Grabow

 

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