Na, haben Deine Eltern, Freunde oder Verwandte und Bekannte auch gefragt, was man damit am Ende machen kann? Ganz schön viel irgendwie. Insbesondere Geisteswissenschaftler:innen bekommen den Stempel Taxi oder Lehramt. Aber das muss ja nicht sein. Christian Feras Kaddoura hat Theater- und Medienwissenschaften an der RUB studiert und arbeitet jetzt in der Regieassistenz am Schauspielhaus Bochum. Zudem bringt er seine eigenen Stücke auf die Bühne.

bsz: Wie bist Du überhaupt auf die Idee gekommen, an der RUB zu studieren?

Feras: Eine lustige Geschichte. Es ist eher ein Wieder-Zurückkommen an die RUB gewesen. Ich war nämlich schon einmal vorher an der RUB, direkt nach dem Abitur. Ich wusste noch nicht genau, was ich machen wollte, habe mich dann querbeworben und war für zwei, nein, sogar für drei Semester eingeschriebener Sales, Engineering and Product Management Student. Aber dann habe ich für mich festgestellt, dass das nicht so meins ist. Gleichzeitig ging es mit meiner Band gerade los und ich bin durch die Gegend getourt. Irgendwann habe ich dann aber festgestellt, dass ich doch einen Abschluss haben möchte. Das war dann Theater- und Medienwissenschaft. Dadurch haben sich für mich ganz neue Interessen aufgetan. Ich war ein totaler Fan von meinem Grundkurs und hatte das Gefühl, eine sehr schöne Heranführung an das Theater zu bekommen.

Jetzt bist Du Regieassistenz am Schauspielhaus in Bochum. Wie ist das passiert?

Also, während der Corona-Zeit, als Zoom-Seminare das Studium bestimmt haben, habe ich gemerkt, dass mir das digitale Lernen gar nicht liegt. Als das Ganze wieder lockerer wurde, habe ich mich auf eine Hospitanz am Schauspiel Dortmund beworben. Nach der Hospitanz in Dortmund wurde ich gefragt, ob ich bleiben möchte, und wurde immer mehr ins Theater eingebunden. Zunächst war ich nur als Gast dort, konnte aber weiter studieren. Da hatte ich noch genügend Zeit für die Uni (lacht). Nach einem abgeschlossenen Projekt in Dortmund habe ich eine Krankheitsvertretung in Bochum übernommen und wurde schließlich fest am Schauspielhaus angestellt. Obwohl ich ursprünglich nur ein Projekt machen wollte.

Und wie ist es dazu gekommen, dass Du selbst ein Theaterstück machen durftest?

Das ist eine spannende Frage. Ich glaube, dass ich es schon irgendwie eingefordert habe. Deswegen habe ich aktiv nach kreativer Entfaltung neben der Regieassistenz gefragt. Das ist aber von Theater zu Theater unterschiedlich. Primär wollte ich mich wieder kreativ ausleben und habe dann die Möglichkeit erhalten, zu inszenieren. Beim ersten Mal wurde mir geraten, nicht gleichzeitig zu schreiben und zu inszenieren, also haben wir gemeinsam mit den Schauspielern nach einem Text zum Inszenieren gesucht. Wir haben „Der stumme Diener“ von Harold Pinter ausgewählt. Das passte und erinnerte mich an einen Lieblingsfilm. Dieses „Well-Made Play“ bot eine solide Grundlage für meine Regiearbeit.

Aktuell spiele ich selbst. Es ist ein autobiografisches Stück. Eigentlich wollte ich mit Schauspieler:innen zusammenarbeiten, aber das hat terminlich nicht funktioniert. Da es ohnehin ein autobiografisches Stück ist, stehe ich nun selbst mit der Unterstützung meines Kollegen Merlin auf der Bühne.

Warum sollten junge Studis mal einen Abend ins Theater gehen? Und muss es nur das Bochumer Theater sein, oder hat das Ruhrgebiet auch noch andere schöne Theater?

Das habe ich damals wahrscheinlich in einer meiner ersten Sitzungen im Grundkurs gelernt. Das Ruhrgebiet ist, glaube ich, das dichtbesiedeltste Gebiet in Deutschland, wenn es um kleine Theater geht. Hier gibt es eine richtig schöne Theaterkultur, gerade in der Bochumer Innenstadt. Und mit der Theater-Flat hat das Schauspielhaus für mich irgendwann fast das Kino ersetzt. Man setzt sich einfach mal rein, ohne immer genau zu wissen, was einen erwartet. Ich fand das total spannend. Im besten Fall hat man zwei Stunden einen richtig schönen Abend. Aber manchmal hat man halt auch einen Abend, über den man schnell hinwegsehen kann. In den meisten Fällen habe ich es aber als sehr bereichernd empfunden. Und ganz ehrlich – die Hemmschwelle ist geringer mit dem 0-Euro-Eintritt. 

Was kannst Du als ehemaliger Ersti den Erstis mitgeben?

Die Kennlernwochen an der Uni, natürlich! Die bestimmen zwar nicht das ganze Leben, aber sie sind auch nicht zu unterschätzen. Ich habe viele Leute ganz früh im Studium kennengelernt. Aber grundsätzlich: Nicht nur in den Laptop schauen! Einfach wirklich mal rausgehen, wissen, wo man studiert, und die Stadt kennenlernen.

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