Lady Gaga ist zurück – und wie! Mit Mayhem liefert sie ihr siebtes Studioalbum ab, das nicht nur eine Rückkehr zu ihren Pop-Wurzeln ist, sondern auch neue Soundwelten erkundet. Wer dachte, Gaga würde sich nach ihren Jazz- und Film-Ausflügen endgültig von der elektronischen Popmusik verabschieden, wird hier eines Besseren belehrt. Mayhem vereint das Beste aus ihrer Vergangenheit mit einem modernen, düsteren Edge – eine Mischung, die nicht nur zeitgemäß ist, sondern sich auch wie der Soundtrack unserer Ära anfühlt.
Die letzten Jahre waren für Gaga ein wilder Ritt. Nach dem eher durchwachsenen Erfolg ihres Jazz-Albums Harlequin und der kritischen Bruchlandung mit Joker: Folie à Deux war unklar, in welche Richtung sie sich musikalisch bewegen würde. Doch Mayhem ist kein vorsichtiger Rückzug in vertraute Gefilde, sondern ein Statement: ein lautes, komplexes, manchmal chaotisches, aber immer mitreißendes Album.
Die erste Single Abracadabra ließ bereits erahnen, dass Gaga hier nicht einfach alte Hits recycelt, sondern ihre Vergangenheit in etwas Neues überführt. Der Track erinnert mit seinen verzerrten Synths und hymnischen Hooks an Bad Romance, doch das Sounddesign ist roher, ungeschliffener – irgendwo zwischen Industrial und Electroclash. Auch Perfect Celebrity greift alte Gaga-Themen auf: Ruhm, Selbstdarstellung und der Preis, den man dafür zahlt. „You love to hate me! I’m the perfect celebrity!“ singt sie mit einer Mischung aus Ironie und Verzweiflung – eine Reflexion über ihr eigenes Dasein als Superstar, die genauso gut auf unsere Social-Media-getriebene Gesellschaft passen könnte.
Gaga hat schon immer mit Identitäten gespielt, doch auf Mayhem treibt sie das Konzept weiter. In den Musikvideos zu Disease und Abracadabra begegnet sie sich selbst in verschiedenen Versionen – ein Sinnbild für die Zerrissenheit zwischen Privatperson und Pop-Ikone. Auch soundtechnisch schwankt das Album zwischen extremen Polen: Zombieboy kombiniert funkige Disco-Elemente mit verzerrten Gitarren, während Killah wie ein Mashup aus Nine Inch Nails und Daft Punk klingt. Der Track LoveDrug könnte direkt aus den 80ern stammen, während The Beast sich mit dunklem Trap-Pop anfühlt wie ein Track aus Taylor Swifts Midnights.
Und genau hier liegt die Stärke von Mayhem: Es klingt nicht retro, sondern gegenwärtig – als hätte Gaga die Trends der letzten Jahre inhaliert und auf ihre eigene Weise interpretiert. Dabei bleibt sie sich selbst treu, ohne sich zu wiederholen. Es ist, als hätte sie all ihre musikalischen Facetten zusammengeworfen und daraus eine neue Form von Pop erschaffen: Eine, die nicht nur unterhält, sondern auch fordert.
Mayhem scheint das Pop-Album zu sein, das wir jetzt irgenwie brauchen. Lady Gaga war schon immer mehr als nur eine Sängerin – sie ist Konzeptkünstlerin, Performance-Genie, Mode-Ikone. Und doch zeigt Mayhem, dass sie am stärksten ist, wenn sie sich voll und ganz der Musik widmet. Trotz der opulenten Produktion fühlt sich das Album erstaunlich persönlich an. Songs wie Blade of Grass oder Die With a Smile zeigen eine verletzliche, fast fragile Seite von Gaga, die im Kontrast zu den lauten, überdrehten Tracks steht.
Ja, Mayhem ist laut. Ja, es ist überladen. Und ja, es hätte vielleicht auch ein oder zwei Songs weniger gut vertragen. Aber genau das macht das Album aus. Lady Gaga bleibt eine Meisterin des „Too much“. Genau das ist es, was dieses Album so aufregend macht. Es ist ein musikalisches Comeback einer Frau, die nie so ganz richtig weg war. Dieses Album zeigt nicht nur, warum sie eine der prägendsten Popstars unserer Zeit ist, sondern auch, dass sie noch lange nicht fertig ist.Mayhem ist mehr als nur ein weiteres Gaga-Album – es ist ein Soundtrack für das Chaos unserer Zeit. Und ehrlich gesagt, hätten wir uns nichts Besseres wünschen können.
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