Bild: :ayem, Fasten im Studium

Der islamische Fastenmonat Ramadan neigt sich dem Ende zu. Auch wenn er dieses Jahr in die vorlesungsfreie Zeit fällt, beeinflusst er das studentische Leben. Wenn man keinen Bezug zum Thema oder den Mut zum Nachfragen hat, kann man das aber nicht einschätzen. Wer mehr darüber wissen möchte, ist hier richtig.

Um den veränderten Tagesablauf von Studis zu Ramadan zu kennen, muss man natürlich erst wissen, was genau Ramadan ist und was er beinhaltet. Also: Während des Ramadan, dem neunten Monat des islamischen Kalenders, sollen Gläubige ihre Verbindung zu Gott stärken und auf bestimmte Sachen verzichten. Vielen ist bekannt, dass man auf Essen und Getränke verzichten soll. Dazu kommen aber andere Sachen, von denen sonst eher abgeraten wird oder die als Sünde gelten. Das sind etwa Streitigkeiten, Beleidigungen und der Genuss von Aktivitäten, die den Fokus vom Glauben abrücken – ein klassisches Beispiel dafür ist nicht-islamische Musik. Auch soll man an die Gemeinde spenden – sprich, Zakat verrichten – oder alte Streitigkeiten schlichten. Wer kurzfristig nicht fasten kann, muss diese verpassten Tage später nachholen. Wer gar nicht fasten kann, beispielsweise wegen einer Krankheit oder Behinderung, soll stattdessen für jeden verpassten Tag Essen an Arme spenden.

Der typische Tagesablauf

Viele Muslim:innen stehen etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang auf, um das erste Mahl zu sich zu nehmen. Da die Sonne in Deutschland momentan um etwa 6:30 Uhr aufgeht, stehen sie also um 5:30 Uhr herum auf. Diese Mahlzeit nennt man Sahor. Im Laufe des Tages versuchen Fastende oft, sich zu schonen oder durch den Tag zu schlafen, um so die Zeit zu überbrücken. Zu Sonnenuntergang wird Maghrib gebetet, eines der fünf täglichen Gebete. Mit Abschluss dieses Gebets dürfen Muslim:innen wieder essen. Oft wird das Fastenbrechen, der sogenannte Iftar, in einer Gruppe und mit Datteln vollzogen. Der Hintergrund dafür ist, dass der Prophet Mohammed selber Datteln bevorzugte und diese so einen besonderen Charakter unter sunnitischen Gläubigen haben.

Der studentische Fastenstruggle

Wie Ihr Eeuch vielleicht vorstellen könnt, haut diese Routine im Studium nicht immer hin. Allein die Uhrzeit, zu der Leute aufwachen, kann zum Verhängnis werden: Wenn eine Person weiß, sie wird den Tag nicht durch Schlaf überbrücken können, gönnt sie sich eine Stunde Schlafenzeit eher. So sagte das auch ein Studi beim Iftar, mit dem ich sprach. Zudem kommt, dass er sich durch das Fehlen von Wasser und Essen schlechter konzentrieren kann, was absolut kein Sonderfall ist. Der Student sagte außerdem: „Das Fasten während der Unizeit ist nervig, weil man so weniger Zeit für das Spirituelle hat“ – den vorher erwähnten Tätigkeiten, die man während Ramadan priorisieren soll, kann man sich also nicht vollends widmen. Auch lamentiert er, dass er bei den Vorbereitungen zum Iftar oft nicht mithelfen kann und dass die täglichen Gebete im Unialltag oft etwas zu knapp kommen. Es ist aber nicht alles schlecht: Er erzählt mir, dass es in Bochum mehrere syrische Iftar-Buffets gibt, an denen man an längeren Tagen teilnehmen kann. So speist man in Gemeinschaft und ist während der Zeit des Fastenbrechens nicht noch im Zug Nachhause.

Letztendlich ist die Fastenzeit aber auch ein sehr persönliches Ereignis für viele. Viele struggles gleichen sich, viele aber auch nicht. Die meisten Muslim:innen haben etwa kein Problem damit, wenn andere vor ihnen essen oder nicht-Gläubige Sahur beiwohnen, auch wenn das ein weit verbreiteter Glaube ist. Manche präferieren das Fastenbrechen mit der Familie, andere in riesigen Gruppen. Eure muslimischen Mitmenschen sind zumeist keine Enzyklopädien, aber über persönliche Fragen zum Ramadan freuen sie sich bestimmt. Scheut Euch nicht davor, Eure Neugier zu zeigen.

:Halima Okanović

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