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Das Zünden von Feuerwerk gehört für viele Menschen zu den beliebtesten Traditionen an Silvester. Mit bunten Farben, lauten Knallen und beeindruckenden Lichtspielen wird das neue Jahr eingeläutet. So schön das Spektakel auch ist, gibt es doch immer wieder Stimmen, die dagegen sprechen.

Als ich noch klein war, habe ich mich das ganze Jahr über auf Silvester gefreut. Am meisten konnte ich es jedoch kaum erwarten, mit der Familie um Mitternacht auf die Straße zu gehen und die verschiedenen Sprengkörper dabei zu beobachten, wie sie grün, gelb und rot im Nachthimmel zerplatzen. Immer noch habe ich den verbrannten Geruch in der Nase und die wabernden Rauchschwaden vor Augen. Was mir aber auch im Kopf geblieben ist, ist die Straße am nächsten Morgen. Überall tummeln sich ausgebrannte undefinierbare Kisten, hier und da liegen Pappe und Plastik herum und auf irgendeinem Dach lassen sich die Überbleibsel einer Rakete erahnen. Zwar haben meine Eltern damals unseren Müll immer weggeräumt, aber das scheint wohl nicht die Regel zu sein. Schade eigentlich.
Wie viel Mühe man sich am Ende beim Aufräumen auch gibt, manche Dinge lassen sich einfach nicht beseitigen. Dazu gehört neben dem Müll, der in alle Himmelsrichtungen verschossen wurde, auch Feinstaub. Feuerwerke setzen große Mengen an Feinstaub frei und beeinträchtigen so die Luftqualität. Verschiedene Studien zeigen, dass die Feinstaubbelastung in der Silvesternacht um ein Vielfaches höher ist als an anderen Tagen. Nicht verwunderlich, wenn so viele Menschen auf einmal Raketen oder eine „Delicious Dragon 36-Schuss-Feuerwerk-Batterie“ in die Umwelt ballern. Der Feinstaub kann gesundheitliche Probleme verursachen und vor allem für Menschen mit Atemwegserkrankungen gefährlich werden. Während manche von einer „Feinstaubhysterie“ sprechen, stuft die WHO Feinstaub als Bedrohung ein. Das ist aber egal, denn schließlich sind wir ja hysterisch.
Damit aber nicht genug.
Gestank, Verletzungs- und Brandgefahr, Geldverschwendung und Lärmbelästigung, verängstigte Tiere und weinende Kinder – das sind die typischen Begleiterscheinungen, die neben der hohen Umweltbelastung anfallen.
Jährlich verletzen sich Menschen bei der Benutzung von Feuerwerkskörpern. Kein Wunder, sind doch die meisten betrunken und nicht mehr zurechnungsfähig. Da sollte man natürlich unbedingt mit etwas rumspielen, das Dirmal kurz die Hand wegsprengen könnte. Richtig cool – und eine Augenverletzung gibt es gratis dazu. Mit den Risiken von „Polenböllern“, wie manche sie nennen, brauche ich wahrscheinlich gar nicht erst anzufangen. Gefährlich wird es aber auch, wenn die Feuerwerkskörper oder ihre Überbleibsel unkontrolliert Feuer fangen. Das muss nicht mal in Sichtweite passieren, sondern kann auch mal ganz unbemerkt ein Dach in Flammen setzten. Hinzu kommt, dass man mit solchen vermeidbaren Unfällen die Ressourcen von Feuerwehr und Rettungsdiensten beansprucht, die andere viel dringender bräuchten. Aber you do you.
Wie schon zu Beginn erwähnt, war ich immer ein großer Fan von Silvester – und das bin ich auch heute noch. Feuerwerk gehörte da bis zu einem bestimmten Alter eben dazu, denn es sorgt für eine einzigartige, festliche Atmosphäre. Besonders Kinder und Familien genießen das gemeinsame Staunen über das Spektakel mit den bunten Farben und strahlenden Lichtern. Es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl und schafft geteilte Erinnerungen. Es ist schon irgendwie zum Teil der Kultur geworden und Menschen sind eben Gewohnheitstiere. Die Meinung oder bestimmte Traditionen zu ändern, fällt da den meisten schwer. Mittlerweile gibt es aber auch gute Alternativen, um trotzdem den „Neujahrs-Vibe“ aufleben zu lassen. In den letzten Jahren wird nämlich immer häufiger über Alternativen wie zentrale Licht- oder Lasershows nachgedacht, die das Gemeinschaftserlebnis erhalten, aber die negativen Folgen des traditionellen Feuerwerks vermeiden können. Auch professionell veranstaltete Feuerwerkwerke, die man sich mit anderen Feuerwerk-Liebhabern anschauen kann, gehören dazu. Sind wir mal ehrlich. Das ist doch eigentlich viel schöner, als dieses sinnlose Herumgeballer. Im Gedächtnis bleibt ein faszinierendes Lichtspektakel am Nachthimmel und nicht die Erinnerung daran, wie man sinnlos die Umwelt verschmutzt und Tiere verängstigt hat.
Und solltet Ihr doch mal den Geruch vom Feuerwerk vermissen, weil er Euch in Erinnerungen an längst vergangene Tage schwelgen lässt, dann zündet einfach ein Streichholz an. Auspusten und einmal einatmen. Läuft quasi aufs Gleiche hinaus.
:Alina Nougmanov

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