… aus Alt und Neu“, so bezeichnet die Ruhr-Universität Bochum das denkmalgeschützte Gebäude in der Nähe zum Botanischen Garten. Mit seinem ländlichen Charme und dem Standpunkt im Grünen steht es stark im Kontrast zu den grauen Betonplatten der RUB. Doch was genau hat es damit eigentlich auf sich?
Der ehemalige Querenburger Bauernhof blickt auf eine lange Geschichte zurück. Das Gebäude selbst ist circa 300 Jahre alt, die ältesten Teile stammen aus 1715. Es wuchs über viele Jahrhunderte zu einem bäuerlichen Anwesen heran. In dieser Zeit wechselte der Hof auch seinen Namen. Ursprünglich hieß er noch „Heimann“. Das war den verschiedenen Besitzern geschuldet, die den Namen „Heimann“ in unterschiedlichen Variationen (Heide, Heyde) trugen und denen über ungefähr 500 Jahrhunderte hinweg das Grundstück und somit der Hof gehörten. Ende des 19. Jahrhunderts heiratete dann die alleinige Erbin Alwine, Tochter des Georg Wiemelshausen, genannt Heimann, und nahm den Familiennamen ihres Ehemanns, Johann Friedrich Beckmann von Kalwes, an. Hof „Heimann“ wurde auf diese Weise zum Hof „Beckmann“.
1958 begann die Stadt Bochum mit dem Ankauf von Land im Süden, welches weniger dicht besiedelt war als der Rest Bochums. Mit dieser Entscheidung wurde versucht, dem Wohnungsmangel entgegenzutreten – der Gedanke an den Bau einer Universität war zu diesem Zeitpunkt noch fern. Das änderte sich jedoch Anfang der 1960er mit dem Beschluss, eine Hochschule entstehen zu lassen. Für dessen Landerwerb war eine Fläche von 500 Hektar vorgesehen. Bei der Erschließung fiel der Blick auch auf den alten Bauernhof, für dessen Nutzung die Stadt Bochum verschiedene Ideen hatte. So bot zum Beispiel die Nähe zum geplanten Botanischen Garten eine Möglichkeit, die Baulichkeiten in dessen Sinne zu gebrauchen.
Die Verhandlungen zwischen der damaligen Besitzerin und der Stadt Bochum verliefen allerdings holprig und glichen einem Tauziehen, das zunächst zu keinem Ergebnis kam. Erst 1973 wurden die Kaufverhandlungen wieder richtig aufgenommen und kamen schließlich im Dezember 1983 mit der Unterzeichnung des Kaufvertrags zum Abschluss. Mitte der 1980er wurde die Hofstätte dann in „Beckmanns Hof“ umbenannt. Ein Glück für die Baulichkeit und ihre lange Vergangenheit, denn wäre sie bereits zuvor an das Land NRW übergegangen, wäre die Hofstätte wie wir sie heute kennen wohl der Planungseuphorie der Jahrzehnte zuvor erlegen. So aber wurde beschlossen, die Gebäude aus denkmalpflegerischen Gründen weiterhin zu erhalten. Deshalb wurde seitdem versucht, die ursprüngliche Architektur beizubehalten und die Hofstätte in ihrer Erscheinung möglichst nicht zu verändern, sodass sie auch heute noch ein kleines Spiegelbild vergangener Jahrhunderte sein kann.
1986 entstand schließlich die Idee, „die Baulichkeiten des Hofes mit einer doch ansehnlichen Zahl von Räumen für ein Internationales Begegnungszentrum zu nutzen und entsprechend auszubauen“, heißt es in den Beiträgen zur Geschichte der Ruhr-Uni. Denn das bisher bestehende internationale Gästehaus der RUB stieß mit seinen Kapazitäten zu diesem Zeitpunkt immer mehr an seine Grenzen.
Von der Alexander-Humboldt-Stiftung finanziert und durch die RUB initiiert, eröffnete die alte Hofstätte dann 1988 das Internationale Begegnungszentrum (IBZ). Ab diesem Moment wurde sie zu einem besonderen Ort des Austausches und der Begegnung für ausländische Studierende sowie Gastwissenschaftler:innen. Seit 2012 fungiert „Beckmanns Hof“ als aktives Tagungszentrum, dessen sieben Tagungsräume nach verschiedenen Städten der Welt benannt wurden (Shanghai, Tours, Rio de Janeiro etc.). Die Nutzung des Gebäudes für Veranstaltungen und Zusammenkünfte erfolgte zwar bereits vor seiner Eröffnung als Tagungszentrum, doch durften jetzt auch außeruniversitäre Veranstaltungen wie zum Beispiel Hochzeiten abgehalten werden. Diese Freigabe trug außerdem positiv zur Kostendeckung bei, die in Berichten zuvor öfter als Problem angemerkt worden war.
Auch ein Restaurant des AKAFÖ, das „B im Beckmanns Hof“ findet sich mittlerweile vor Ort, welches montags bis freitags geöffnet hat.
In „Beckmanns Hof“ treffen nicht nur Kultur und Wissensdrang aufeinander, er wird auch zum Schauplatz für neue Erinnerungen. Den Blick in zwei Richtungen – Vergangenheit und Gegenwart – gerichtet, wird der ehemalige Bauernhof zu einem besonderen Ort der Geschichte an der RUB.
:Alina Nougmanov
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