Im Trubel der Paralympischen Spiele vergisst man schnell, dass Sport nicht zwingend wettkampforientiert sein muss. Sport kann nämlich oftmals mehr sein, als nur ein Streben nach einer möglichst hohen Leistung in Konkurrenz zu anderen.
Das Stichwort lautet Breitensport und lässt Euch möglicherweise verständnislos dreinblicken, denn der Begriff ist vielen erstmal fremd. Die meisten sind ihm im Laufe ihres Lebens aber zumindest einmal begegnet oder haben ihn bereits ausgeübt. Ob Schwimmen, Leichtathletik, Fußball, Turnen oder sonstige Sportkurse und -arten. Viele überschneiden sich zudem. Breitensport soll der breiten Bevölkerung den Zugang zu mehr Bewegung und sportlichen Aktivitäten ermöglichen. Dadurch soll man sich sowohl körperlich als auch geistig fit halten und soziale Beziehungen aufbauen. Es wird außerdem versucht, möglichst viele Menschen daran teilhaben lassen zu können. Gesellschaftliche Integration und die Förderung der Gesundheit in einem. Die verschiedenen Breitensportarten sollten natürlich auch für Menschen mit Behinderungen möglichst zugänglich gestaltet sein. So gibt es zum Beispiel in einigen Vereinen Übungsleiter, die speziell dafür ausgebildet wurden, Menschen mit Behinderungen zu betreuen. Für den Breitensport ist die Ausübung in der Freizeit und die Bindung an Vereine typisch. Dennoch steht Spaß und vor allem das Wohlbefinden im Vordergrund, nicht der Wettkampf. Es herrscht kein Druck und man ist frei, das Training nach eigenen Vorstellungen und in einem individuellen Tempo zu gestalten. Die erlernten körperlichen und technischen Fähigkeiten können allerdings zur Grundlage werden, auf welcher später die Aktivität im Leistungssport aufbaut. Erfolgreiche Leistungssportler:innenwerden dann zu Vorbildern für andere Sportler:innen und übernehmen auf diese Weise eine motivierende Funktion. Das fördert wiederum den Breitensport.
In Nordrhein-Westfahlen will die Landesregierung und der Landessportbund mit ihrem Breitensportprogramm ‚Sport für Alle‘, „Voraussetzungen schaffen, dass jeder und jede sich im und durch den Sport entwickeln kann – gesundheitlich und motorisch, in der eigenen Persönlichkeit sowie in der Gemeinschaft mit anderen.“ Im Zentrum würde dabei die Chancengleichheit stehen. Es soll Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse und persönlichen Möglichkeiten der Sporttreibenden genommen werden, damit sich jede:r Bürger:in aktiv betätigen kann. Das Ziel sei es, „möglichst viele Menschen dauerhaft für einen aktiven Lebensstil sowie für Bewegungs- und Sportangebote in Sportvereinen zu gewinnen.“
Das dreijährige und bereits im Jahr 2020 abgeschlossene Projekt ‚Mehr Inklusion für Alle‘ (kurz: MIA) des Deutschen Behindertensportverbands (DBS), ermittelte Barrieren und verbesserte die Teilhabe an unterschiedlichen Sportmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung. Dafür setzen sie sich auch für die Entstehung von inklusiven Sportlandschaften ein und bieten Leistungen in der Beratung an, sodass sich auf nachhaltige Sicht etwas durch ihr Wirken verändern kann. Als Orientierung dient ihnen dabei der ‚Index für Inklusion im und durch Sport‘. Die Ergebnisse des Projekts könnt Ihr unter https://www.mehr-inklusion-fuer-alle.de/abschlussveranstaltung.html nachschauen.
Der Deutsche Behindertensportverband steht dem Breitensport positiv gegenüber. „Im Breitensport von Menschen mit Behinderung stehen Spaß an Bewegung, Spiel und Sport sowie die Begegnungen und Gemeinschaftserlebnisse in den Vereinen im Vordergrund. Dabei wird durch die sportlichen Aktivitäten die Leistungsfähigkeit erhalten und gestärkt.“ Der Verband verweist auf die psychosoziale Wirkung: „Die Stärkung des Selbstbewusstseins und die sozialen Kontakte wirken dabei positiv auf die Inklusion von Menschen mit Behinderung.“ Eine gute Möglichkeit stelle hierbei die Teilnahme an Behindertensportvereinen und inklusiven Sportvereinen dar. Um auf die sportliche Vielfalt aufmerksam zu machen, wäre es jedoch wichtig, auch weiterhin Sportvereine für Menschen mit Behinderungen zu öffnen und die spezifischen Sportangebote weiter auszuweiten.
:Alina Nougmanov
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