Die deutsche Gesellschaft befindet sich in einem stetigen Wandel und schon längst sitzen in den Vorlesungsräumen nicht mehr nur deutsche Student:innen. Umso wichtiger ist es geworden, Rassismus und Diskriminierung an Hochschulen wahrzunehmen.  

Kürzlich erst erhob eine Studentin Rassismusvorwürfe gegen die Hochschule Bremen. Ein Vorfall, der förmlich für eine Diskussionswelle in Deutschland sorgte und deutlich zeigt, dass es an vielen Hochschulen und Universitäten Redebedarf und eine große Lücke zu schließen gibt. Passend zu den vergangenen Ereignissen geht die zweite Runde der kooperativen Vortragsreihe „Hochschule & Intersektionalität“, dieses Sommersemester an der RUB in die zweite Runde. In einem Vortrag über „Rassismus und Antirassismus im Hochschulkontext“ erklärte Nezihe Erul, eine Trainerin für Diversity, Empowerment, Rassismus- und Diskriminierungskritik am 20.06 über Zoom, wie man Diskriminierung und Rassismus wahrnehmen kann, wieso dieser oft existiert und welche Folgen solche Erfahrungen bei Betroffenen und besonders bei Student:innen auslösen. In ihrem Vortrag griff Nezihe Erul auf, wie Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen den Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen erschweren und verwehren und dass diese nicht nur durch bestimmte Wertevorstellungen, Vorurteile oder emotionale Assoziationen, sondern auch durch eine unbewusste Privilegierung entstehen können. Besonders wichtig ist laut Nezihe Erul, dass viele Betroffen ihre Diskriminierungs- und Rassismus-Erfahrungen nicht wahrnehmen und erkennen können. Das liegt oft an Überlebens-  und Dethematisierungsstrategien erklärt Erul anhand von Studien, wie zum Beispiel einer von Prof. Dr. Karim Fereidooni. Oftmals nehmen Betroffene durch Verharmlosung, Verleugnung oder Victim Blaming Diskriminierungserfahrungen gar nicht als solche wahr. Dennoch liegen diese vor und machen „krank“. Betroffene erleben öfter als Nicht-Betroffene Burn-outs, Migräne, Angststörungen, Depressionen oder Schlafstörungen. Psychische Belastungen, die auch bei betroffenen Student:innen existent sind und ihnen das Studium deutlich erschweren.  

Rassismus und Diskriminierung zu erkennen ist der erste Schritt, doch wie geht es weiter?  

Wie man mit solchen Erfahrungen umgehen könnte, stellte das Autonome BIPoC-Referat der Uni Köln vor. Denn anders als an so manch anderen Universitäten, gibt es nun an der Uni Köln aktive Rassismus- und Diskriminierungskritische Angebote und Hilfe für Betroffene.  

Wilfriede Stallmann eine Mitgründerin des Autonomen BIPoC-Referat erzählte von ihrer (eher schweren) Erfahrung ein solches Referat mitzugründen und durchzusetzen, da viele vor zwei Jahren gar nicht die Relevanz eines solchen Referats anerkennen wollten. Die hilfreichen Angebote, wie rassismuskritische Beratung mit einer Therapeutin, einer Antidiskriminierungsstelle zur Meldung und Erfassung von diskriminierenden Erfahrungen, Empowerment Workshops und kolonialkritischen Stadtrundgängen, stellte Ulascan Koku vor. „Wir wurden förmlich überrannt“, berichtete Ulascan in Bezug auf die Meldestelle und die Beratung. Die Angebote zeigen ganz deutlich, wie viel Raum zur Verbesserung existiert und wie dringend dieser gefüllt werden muss. Laut Nezihe „müssen wir, wenn wir über Rassismus sprechen, gesellschaftliche Machtstrukturen überdenken“ – und damit auch versuchen, die Folgen und Schäden, die durch diesen entstehen, einzudämmen, indem Räume zum Austausch und zur Stärkung geboten werden und Empowermentstrukturen und Community basierte Organisationen finanziell gefördert werden. 

          :Miena Momandi

 

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