Rassismus und andere Diskriminierungsformen sind Probleme in der gesamten Gesellschaft, und somit auch an den Hochschulen. Die Erfahrungen einer Bremer Studentin zeigen Probleme in den Strukturen zur Aufarbeitung auf.
Eine Studentin der Hochschule Bremen berichtet auf Instagram von Diskriminierungserfahrungen. Sie habe von einer Professorin zwei Mails mit unterschiedlichen Prüfungsergebnissen bekommen, und auf Nachfrage beim Prüfungsamt sei ihr eine Fälschung vorgeworfen worden. Bei einem Klärungsversuch in einem Gespräch habe die Person, die eigentlich als neutraler „Schiedsrichter“ agieren sollte, der Studentin wegen ihres Kopftuches geraten, den Studiengang zu wechseln. Außerdem sei ihr gedroht worden, sie stünde nun auf „der Roten Liste“. Der AStA der Hochschule Bremen nahm dieser Vorwürfe äußerst ernst und äußerte auch Vermutungen von strukturellen Problemen mit Rassismus an der Institution. Auch das Rektorat kündigt an, die Vorwürfe aufzuarbeiten, sieht die Probleme jedoch eher auf individuellen Ebenen. Die Positionierung zur Vielfalt und gegen Diskriminierung, sowie das Qualitätsmanagement machten ein strukturelles Problem unwahrscheinlich. Diskriminierung sei jedoch weiterhin ein gesamtgesellschaftliches Problem.
Der AStA bemängelte außerdem das Angebot einer Beschwerdestelle. Diese sei zwar eingerichtet, aber jedoch kaum bekannt. Außerdem sei sie identisch mit der Rechtsstelle der Universität. Dass hier ein Interessenkonflikt vorherrscht, stritt Rektorin Katrin Luckey jedoch ab. Vor allem in Unternehmen stehen solche Beschwerdestellen oft in Konflikt mit ihrem eigentlich nach außen vermitteltem Ziel. Statt den Personen, welche mit ihren Erfahrungen an die Stellen herantreten, zu helfen, liegt der Fokus oft darauf, das eigene Unternehmen gegen eventuelle Klagen oder rufschädigende Vorwürfe zu schützen. Eben deshalb kann es auch kritisch gesehen werden, dass dieselbe Stelle, die die Hochschule Bremen rechtlich vertritt, auch als Beschwerdestelle für Betroffene von Benachteiligung dient. Neben den rechtlich vorgesehenen Stellen wären auch unabhängige Ansprechpersonen wichtig, um den Betroffenen einen sicheren und möglichst unvoreingenommenen Weg zu geben, ihre Erfahrungen mitzuteilen und über weitere Schritte informiert zu werden.
:Jan-Krischan Spohr
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