Es ist wie eine abzugebende Gruppenarbeit, für die man nur einen Tag Vorbereitungszeit hat. So oder so ähnlich fühlte ich mich bei der diesjährigen Landtagswahl 2022 in NRW. Insgesamt war es meine dritte Wahl, bei der ich auf der Seite der Wahlunterstützenden stand und die erste in meiner Funktion des Koordinators. Für mich bedeutete es mehr Verantwortung, früher aufstehen, länger bleiben, aber auch etwas mehr Taschengeld.
Da ich nicht unvorbereitet am Tag der Wahl vor meinem achtköpfigen Team, alles freiwillige oder verpflichtete Bürger:innen der Stadt Mönchengladbach, erscheinen wollte, nahm ich neben dem Wahlkoffer auch den halben Samstag Zeit, um mich auf einen exakt geplanten Wahltag einzustellen. War ich doch die letzten beiden Male ein einfacher Beisitzer, der Wahlzettel austeilte oder Namen abhakte, drückte man mir ein 20-seitiges Dokument mit sämtlichen Details und Einzelheiten zur Durchführung einer reibungslosen Wahl in die Hand. Ein schelmisches „Viel Spaß“ signalisierte mir, dass es irgendwo scheinbar auch darum ging, also zuckte ich die Schultern, fuhr nach Hause und fing an zu blättern. Überraschenderweise war der Text verständlicher als erwartet und die meisten Vorgänge deckten sich mit meinen Erfahrungswerten: Wähler:in betritt den Raum, zeigt seine/ihre Benachrichtigung und seinen/ihren Ausweis, setzt anonym seine:ihre Kreuze und gibt seine/ihre Stimme der wohlbehüteten Wahlurne. Ziemlich genau so ging es dann auch pünktlich um 8:00 Uhr los. Schleppend verging die erste Hälfte der insgesamt zehnstündigen Wahlzeit und meine Gruppe und ich, wir teilten uns in zwei Viererteams auf, saßen uns öfter wortlos gegenüber, als Wähler:innen zu empfangen. Etwa ein Viertel der Anwohner:innen meines Wahlbezirkes nahmen die Briefwahl in Anspruch, bei der man sich das Anstellen an eine der umfunktionierten Grundschulen, Jugendeinrichtungen oder OGATAs sparen konnte. Nichtsdestotrotz konnten wir gegen Ende des Tages kaum mehr als 30% Wahlbeteiligung am Ende des Tages vorweisen. Ein enttäuschender Schnitt; besonders junge Leute blieben der diesjährigen Landtagswahl fern.
:Gastartikel von Robin Grysczyk
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