Die Black Panther Party war eine der radikalsten Kräfte im Kampf um die Rechte Schwarzer Menschen in den USA. Doch ihre Darstellung in den Medien wird dieser Tatsache oft nicht gerecht.
Ursprünglich mit dem Namen Black Panther Party for Self-
Defense von Bobby Seale und Huey P. Newton 1966 in Oakland, Kalifornien gegründet, war die Black Panther Party (BPP) eine politische Organisation der Black Power Bewegung. Mit bewaffneten Patrouillen in der Stadt verteidigten sie die Schwarze Bevölkerung gegen die beinahe alltägliche Diskriminierung und Gewalt durch die lokale Polizeibehörde, jedoch bald begannen sie auch mit zivildienstlichen Programmen, die Kinder mit Essen versorgten und errichteten Kliniken, die die gesundheitliche Versorgung verbessern sollten. Durch ihre Tätigkeiten waren sie immer wieder in Konflikten und Schießereien mit der Polizei verwickelt, und ihr offenes Tragen von Waffen führte schnell dazu, dass selbst die waffenvernarrte National Rifle Association und Präsident Ronald Reagan plötzlich das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit regulieren wollten. Illegale Aktionen des FBI, die von Überwachung über Diskreditierung bis hin zu Mordanschlägen reichte, setzte der Organisation immer wieder zu. Nachdem die Black Panther Party sich erst in vielen Teilen der USA ausbreitete, verlor sie bis zu Beginn der 80er immer weiter an Bedeutung. Heute existieren einige Nachfolgeorganisationen, die von den überlebenden Mitgliedern jedoch nicht anerkannt werden.
Ihr radikales Auftreten und Zusammenstöße mit der Polizei brachten der BPP einen großen Bekanntheitsgrad in den USA. Das führte zu einigen filmischen Auseinandersetzungen, ob nun direkt oder in einigen wenigen Szenen in Filmen über die Zeit. Wenn auch nur für knapp 2 Minuten, so taucht die Organisation beispielsweise auch in Forrest Gump auf: der Hauptcharakter gelangt mehr zufällig auf ein Treffen der BPP, die wie ein anti-weißer Kult voller Fanatiker wirkt. Wenn auch klar ist, dass es sich dabei um eine Karikatur handelt, so ist die Antwort auf die Frage, ob ein weißer Regisseur und ein weißer Drehbuchautor sich so über eine derart wichtige Organisation lustig machen sollten, ganz klar: Nein. Selbst Filme, die sich explizit mit der Partei und ihren Mitgliedern auseinandersetzen, wie Judas and the Black Messiah von 2021. Dieser setzt sich mit dem Wirken des Vorsitzenden Fred Hampton, bis zu seiner Ermordung durch das FBI, auseinander. Der Film tut jedoch etwas, was sehr verbreitet ist, wenn es um seine Person und die BPP geht. In einem Video über die Ermordung Hamptons, sagte der Historiker Jakobi Williams, dass die BPP sich als Organisation an Kanada orientiert hätte, welches ein sozialistisches Wirtschaftssystem habe. Das verfehlt nicht nur die Realität des kanadischen Systems um Meilen, sondern macht den gleichen Fehler (ob bewusst oder nicht), den auch Judas and the Black Messiah macht: Die Black Panther Party bestand nicht aus Sozialdemokraten. Fred Hampton und die meisten wichtigen Figuren der BPP waren bekennende Kommunist:innen, eine Tatsache, die gern unter den Tisch fällt, wenn über sie gesprochen wird. Nicht Kanada sahen sie als Vorbild, sondern Nordvietnam, China, Kuba und andere sozialistische beziehungsweise kommunistische Staaten, nicht Reformation des Systems war ihr Ziel, sondern Revolution. Damit reiht sich diese Darstellung in eine lange Geschichte der Instrumentalisierung und ideologische Aneignung Schwarzer politischer Aktivist:innen ein. Spricht oder lernt man über Martin Luther King, passt es meist ins Narrativ des „guten“ Schwarzen, der im Gegensatz zu seinen radikaleren Zeitgenoss:innen wie beispielsweise Malcolm X, einen kühlen Kopf bewahrte und nicht „zu extrem“ in seinen Ansichten war. So schaffen es nun auch Konservative, die Person King für sich zu vereinnahmen, auch wenn er in der Realität für alles stand, was sie sonst bekämpfen. Zu seinen Lebzeiten noch als Radikaler und Verbrecher verunglimpft, wovon ersteres durchaus zutrifft und zweiteres in einem ungerechten
System nicht verwerflich ist, wird er genau wie die Black Panther Party nun post mortem „reingewaschen“ und entpolitisiert, und schlussendlich ideologisch an das aktuelle System angepasst, damit man ihn als Galionsfigur nutzen kann, zuvor jedoch von allem subversiven Potential bereinigt.
:Jan-Krischan Spohr
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