Bild: Symbolbild, Diversität ist bisher an Unis Bild: CC0

 

Vielerorts mangelt es an schwarzer Repräsentation und Anlaufstellen, an deutschen Unis sieht es häufig auch nicht besser aus. Doch wie kommt es, dass die reale Gesellschaft akademisch nicht widergespiegelt wird.   

Diversity ist mittlerweile zu einem Thema geworden, das nicht zuletzt auch an der Ruhr-Uni großgeschrieben werden soll. Das zeigt schon das neugeschaffene Ressort für Diversity, das mit dem im November eingeführten neuen Rektorat an den Start ging. Die zuständige Prorektorin heißt Isolde Karle, ist promovierte Theologin und natürlich (so wie die weiteren fünf Mitglieder des Rektorats) weiß. Das soll nicht etwa heißen, dass Dr. Karle oder ihre neuen Kolleg:innen inkompetent oder ungeeignet für ihr Amt wären, doch es werden hier deutlich die Machtverhältnisse und Entwicklungen in der deutschen Universitätslandschaft widergespiegelt. Was zurzeit als Diversity betitelt wird, bezieht sich in erster Linie auf die Gleichberechtigung der Geschlechter und das ist schon ein wichtiger Schritt. Das Rektorat ist nun immerhin mehrheitlich weiblich besetzt, was ein gutes Zeichen für Frauen in akademischen Führungspositionen setzt. Doch bei aller Freude darüber, dass sich diese Form der Gleichberechtigung langsam, aber sicher in Richtung Selbstverständlichkeit bewegt, bleiben dabei andere Aspekte noch auf der Strecke. 

So sind beispielsweise PoC als Lehrende noch sehr rar gesät. Das führt dazu, dass eine Ausnahme wie Prof. Dr. Rebecca Brückmann, die als Juniorprofessorin für die Geschichte Nordamerikas in ihren transkulturellen Bezügen an der RUB arbeitet, als einzige Anlaufstellen dient, wenn nach Expertise aus erster Hand gesucht wird. Das mag auch an ihrem Spezialgebiet liegen, doch ist die fehlende Diversität an Expert:innen auch ein bedauerliches Produkt von jahrelangem strukturellem Rassismus. Gerade an Hochschulen ist das häufig ein empfindliches Thema, weil sich diese selbst als Orte der Weltoffenheit und des interkulturellen Austausches verstehen, doch auch hier ist man offensichtlich nicht befreit von den gesamtgesellschaftlichen Problemen. Maureen Maisha Auma, Professorin für Kindheit und Differenz an der Hochschule Magdeburg-Stendal, sieht den bisherigen Fortschritt in dieser Richtung noch in den Kinderschuhen. „Schwarzes Leben sehe ich in deutschen Universitäten vornehmlich ganz früh am Morgen oder ganz spät am Abend, wenn das Reinigungspersonal seine Arbeit beginnt. Tagsüber sind das immer noch weiße Institutionen, weitgehend homogene Milieus, die sich selbst reproduzieren“, sagte sie in einem Interview mit dem Tagesspiegel. 

Unter den Studierenden sind in Deutschland Schwarze Menschen klar in der Minderheit, doch auch für diese gibt es kaum direkte Anlaufstellen, um nach Unterstützung oder Austausch zu suchen. An der Ruhr-Uni haben wir „RUB bekennt Farbe“; das Projekt sieht seinen Auftrag darin „ein Zeichen gegen Rassismus und für das kulturelle Miteinander“ zu setzen. Zu diesem Zweck werden Workshops, Vorträge und Filmvorführungen zu Themen wie Diversität und Diskriminierung veranstaltet. Das ist ein guter Anfang, doch reicht wohl ein einziges Projekt, das vornehmlich von
weißen Menschen auf die Beine gestellt und auch genutzt wird, leider nicht aus. Auch das Thema Diversität selbst ist zu divers, um unter einem Hut vollständig behandelt werden zu können. Es fehlt an spezielleren Interessenvertretungen, wie das Autonome Schwulenreferat, das schon als gutes Beispiel vorangeht, denn ein Äquivalent für Schwarze Studierende wird stark vermisst.

:Henry Klur

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