Android/Mother zeigt große Emotionen, fällt jedoch in vielen Punkten durch. Warum das postapokalyptische Thriller-Drama trotz guten Schauspiels für mich nicht funktioniert.
Die College-Studierenden Georgie (Chloë Grace Moretz) und Sam (Algee Smith) leben glücklich, bis eine ungeplante Schwangerschaft die beiden in Streit verfallen lässt. Doch viel Zeit zum Streiten wird ihnen nicht bleiben, denn nur kurze Zeit später macht sich ihr Androiden-Butler selbstständig und geht auf einer Weihnachtsfeier auf Gäste los. Der Vorfall bleibt allerdings kein Einzelfall und in der ganzen Nachbarschaft laufen Androiden Amok. So beginnt die Androiden-Apokalypse. Nach einem Zeitsprung von neun Monaten befinden sich Georgie und Sam auf der Flucht, um sich und das erwartete Baby zu retten. In Bosten soll es eine Basis geben, in der sich Menschen vor den Androiden in Sicherheit bringen. Auf ihrer Reise sind sie immer wieder mit den Gefahren, die durch die Androiden ausgeht, konfrontiert. In der Verzweiflung entfacht auch immer wieder der Streit zwischen den beiden.
Auch wenn die Prämisse und das Setting zunächst vielversprechend wirken, fällt das Storytelling oft leider flach. Der Film gewinnt nach dem Ausbruch der Apokalypse nur sehr langsam an Fahrt. Man sieht in der ersten Hälfte des Films Georgie und Sam oft dabei zu, wie sie sich über Dinge streiten, und denkt sich manchmal, ob die beiden nicht lieber anderes im Fokus haben sollten. Schuldzuweisungen und die klischeehaft hormonell bedingte schlechte Laune tragen nicht gerade dazu bei, die beiden sympathisch zu finden. Jedoch schafft es vor allem Chloë Grace Moretz, die Emotionsachterbahn der beiden gut rüberzubringen. Das kann sie immer wieder in eindrucksvollen Close-Ups unter Beweis stellen. Etwas, das ich an dieser Stelle an dem Film gutheißen kann. Auch die Szenerie des postapokalyptischen Massachusetts kommt sehr echt und nachvollziehbar rüber. Kalte Farben sorgen dafür, dass es einem auch beim Zuschauen fröstelt, wenn Sam und Georgie bei Kälte und Dunkelheit unterwegs nach Boston sind. Als die beiden dann von einer Horde Androiden entdeckt und auf einer spannenden Verfolgungsjagd mit dem Motorrad in Bedrängnis kommen, gewinnt der Film endlich etwas an Fahrt. Sofort zeigt sich, dass Sam und Georgie sich aufeinander verlassen können und in Teamarbeit vor den Androiden fliehen können. Das rasante Geschehen macht der hochschwangeren Georgie allerdings immer wieder zu schaffen.
Was mich an Android/Mother stört ist, dass es wie ein Mash-Up aus vielen Ideen rüberkommt und der Plot rund um die Schwangerschaft eigentlich nur dazu dient, eine verletzliche Figur in das Ganze zu bringen. Ein Pärchen auf der Flucht vor Androiden hätte meiner Meinung nach auch ohne eine Schwangerschaft für emotionales Drama sorgen können. Es wirkt letztendlich alles sehr aufgesetzt. Mother/Android versucht sich in einem Mix aus Terminator, A Quiet Place und Marriage Story, schafft es dabei leider nicht, diese sinnvoll zusammenzubringen. Man hätte hier auch eine ganz eigene Schiene fahren können, und die emotionalen Beziehungen von Mensch und Maschine erforschen können. Die Grundlage dafür war allemal gegeben. Parallelen zwischen einem von Menschen gemachter Mensch, dem Baby, und den von Menschen gemachten Robotern hätten hier einen interessanten Denkanstoß zu dem Umgang mit künstlicher Intelligenz geben können. Ein tiefsinniges Kino bleibt jedoch leider aus. Was aber bleibt, ist, dass Android/Mother mit relativ kleinem Budget eine nachvollziehbare Welt mit eindrucksvollen Szenen kreieren konnte, in der es die großartigen schauspielerische Leistungen von Chloë Grace Moretz und Algee Smith schaffen, glaubwürdige Emotionen in die leider flache Narration zu bringen.
:Artur Airich
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