Als an der Universität Duisburg eine Online-Veranstaltung kurzfristig abgesagt wurde, welche sich mit der Biographie Chinas Staatschefs Xi Jinping beschäftigte, gerieten die Konfuzius-Institute an deutschen Hochschulen erneut in die Kritik. Man spreche bei diesem Fall von Einflussnahmen und Zensuren, welche die Wissenschaftsfreiheit berührten. Doch was sind Konfuzius-Institute eigentlich und warum geraten sie in die Kritik der deutschen Politik?
Bei den Konfuzius-Instituten handelt es sich um eine chinesische Bildungsorganisation, welche mit dem Ziel, die chinesische Sprache und Kultur zu fördern an Partnerhochschulen auf der ganzen Welt angebunden ist. Das Bildungsprogramm wurde im Jahr 2006 an der Freien Universität Berlin und der Universität Erlangen-Nürnberg das erste Mal auch an deutschen Hochschulen ins Leben gerufen. In Deutschland gibt es insgesamt 19 Konfuzius-Institute, darunter auch die Universität Duisburg-Essen. Die Institute erfüllen wie das British Council oder die Goethe-Instituten den Zweck des kulturellen Austausches, unterscheiden sich jedoch in einem wichtigen Punkt. Sie sind direkt an deutsche Universitäten angebunden, welche Räumlichkeiten stellen und in der Direktion vertreten sind. Geleitet werden die Institute von Hanban, einer außenpolitischen Kulturorganisation Chinas die mit dem Bildungsministerium verbunden ist und enge Verbindungen zu Beamten der Kommunistischen Partei, auch in der Zentralen Propagandaabteilung, pflegt. Von Peking aus werden Richtlinien festgelegt, nach denen die Institute geführt werden. Unter anderem soll auch die Außendarstellung Chinas als modernes sozialistisches Land unter diese Richtlinien fallen. Dass es dabei zu Kritik kommt, ist kaum verwunderlich.
Die direkte Teilnahme der chinesischen Regierung bei der Führung der Institute und der Gestaltungen der Lehrpläne sowie die Bereitstellung von finanziellen Mitteln und Lehrmaterials steht in der Kritik Einfluss auf die akademische Freiheit und eine selektive Sichtweise Chinas zu fördern. Nach Aussagen des Sinologen Björn Alpermann seien die Institute jedoch keine ferngesteuerten Propaganda-Maschinen, welche die Freiheit der Wissenschaft gefährden. Geforscht wird an Konfuzius-Instituten nicht, es sind reine Sprach- und Kulturzentren, die ihr Programm in Zusammenarbeit mit den lokalen Partnerhochschulen eigenständig gestalten. Der akademische Austausch sei unverzichtbar und der Dialog mit den chinesischen Kräften sei wichtig, um ein Verständnis für die chinesische Politik zu erschließen. Jedoch haben sich einige Hochschulen gegen eine Zusammenarbeit mit den Konfuzius-Instituten ausgesprochen und setzen auf eigene Programme zur Kulturförderung.
Angestoßen durch Absage der Veranstaltung zur Biographie Xi Jinpings ruft Bundesbildungsministerin Anja Karliczek vergangene Woche deutsche Hochschulen dazu auf, ihre Zusammenarbeit mit den Konfuzius-Instituten prüfend zu hinterfragen und neu zu bewerten. Die hochrangige Einflussnahme der chinesischen Regierung sei inakzeptabel und verdeutliche eine Herausforderung der Hochschulautonomie. Im Austausch mit dem Bundesverfassungsschutz und Bundesnachrichtendienst wird gebeten, eine vollumfängliche Sachverhaltsaufklärung zu unterstützen.
:Artur Airich
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