Korruption. An der Uni Duisburg-Essen soll eine Sachbearbeiterin Noten gegen Geld ausgebessert haben. Die Polizei ermittelt.
An der Uni Duisburg-Essen (UDE) haben Studierende der Wirtschaftswissenschaften offenbar seit mindestens vier Jahren die Möglichkeit gehabt, ihre Klausurnoten gegen Bares aufbessern zu lassen. Für schlappe 800 Euro konnten sich angehende Wirtschaftswissenschaftler:innen ein „durchgefallen“ oder ein „nicht erschienen“ in eine 4,0 umwandeln lassen. Jede weitere Hochstufung um eine Drittelnote kostete zusätzliche 50 Euro. Diese happige Preistabelle geht aus einem Bericht der WAZ hervor, die vergangene Woche als erste über den Fall berichtete. Sie stützte sich dabei auf die Angaben von Kriminalpolizei, Staatsanwaltschaft und dem Pressesprecher der UDE.
Dem Bericht zufolge hat die 38-jährige Verwaltungsmitarbeiterin, die seit 2009 für die Universität tätig ist, im Zeitraum 2017 bis 2020 mindestens um die 160 Klausuren von rund 50 Studierenden manipuliert – im Schnitt kamen auf jede:n der Betreffenden also mehr als drei unrechtmäßige Eingriffe. Allerdings laufen die Ermittlungen noch und werden laut WAZ auch auf den Zeitraum 2009 bis 2017 ausgedehnt. Bereits Mitte September hatte die Kripo eine Hausdurchsuchung bei der beschuldigten Sachbearbeiterin angeordnet, seitdem stehen offenbar auch die in den Fall involvierten Studierende beziehungsweise ehemaligen Studierende im Fadenkreuz und müssen mit Durchsuchungsbeschlüssen rechnen. Für letztere hängt von den Ermittlungen mehr ab, als nur die Frage, ob sie möglicherweise wegen Bestechung angeklagt werden. Offenbar geht es nämlich um mehrere Fälle, in denen die Beschuldigten bereits BA- und MA-Abschlüsse oder aber Staatsexamina erworben haben. Diese werden ihnen nun aberkannt, wodurch sich weitere Folgen für die auf diesen Bildungsgraden aufgebauten Berufskarrieren ergeben. So berichtet die WAZ etwa von einer Studentin, die jetzt ihr Referendariat abbrechen muss. Ins Rollen waren die Ermittlungen gekommen, weil ein anonymer Tipp bei der Universitätsleitung eingegangen war. Diesem sei zunächst uniintern nachgegangen worden, bevor man schließlich die Polizei eingeschaltet habe, so ein UDE-Sprecher.
:Leon Wystrychowski
0 comments