Netzwerk. Medizinstudierende verschiedener Hochschulen setzen sich bundesweit in ihrer Umgebung für kritische Medizin und Aufklärung ein.
Das Netzwerk heißt Kritische Medizin (kritmed) und hat nun auch seinen Platz in Essen gefunden. Sie sind kritisch in dem Sinne, dass sie über weitverbreitete Fehleinschätzungen aufklären und einen Einblick in Themen wie Gendergerechtigkeit, Rassismus und Klimaschutz im Rahmen der Medizin geben wollen. Damit treffen sie den Zahnader Zeit. Das Netzwerk ist in vielen Großstädten Deutschlands beheimatet, wie in Köln, Berlin, Hannover und auch Essen/Duisburg. Es gibt von den einzelnen Standorten Aktionen wie Workshops, Infostände, Vortragsreihen und die Teilnahme an Demos. Ein großer Teil der Aufklärung wird dabei, passend zum Zeitgeist, über Social Media geleistet. Kritmedessen nutzt gegebene Anlässe wie den Internationalen Tag der Menstruation, um aus medizinischer Perspektive mit Mythen aufzuklären. Da das Geschlecht nicht mehr als eine rein biologische Frage des Körpers in immer größeren Teilen der Gesellschaft wahrgenommen wird, gehen die Leute von kritmed auch darauf ein. In einem Post erklären sie, dass es nicht nur Frauen und Männer gibt und nicht alle Frauen gleichermaßen ihre Periode kriegen. In dem Post heißt es beispielsweise: „Nicht jede Frau bekommt ihre Tage und nicht jede Person, die biologisch eine Frau ist, bezeichnet sich auch als solche. Dementsprechend können Trans-Männer weiterhin ihre Tage bekommen, Trans-Frauen jedoch nicht. Dies ist zusätzlich eine Frage der Geschlechtsidentität. Somit umfasst das Thema Periode weitaus mehr als „nur“ den Körper. Die Aussage, dass nur Frauen ihre Periode bekommen, stimmt somit nicht.“
Hieran kann erkannt werden, worum es den Menschen des Netzwerks geht. Wir beobachten einen Wandel des Klimas, einen Wandel der Wahrnehmung und der Identität von Menschen, während unser Wissensstand in diesen Bereichen teilweise auf veralteten Daten basiert. Das sind weitreichende Themen, die eine Einordnung von Mediziner:innen aus ihrem Metier heraus gebrauchen können. So verhält es sich unter anderem mit dem Thema Blutspende, worauf auch die kritmed aus Essen aufmerksam macht. Eine Petition an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will die vorliegende Situation für Schwule, Bi- und Transsexuelle aufgrund des aktuellen Forschungsstandes anpassen. Für diese Menschen war es nämlich bis 2017 komplett verboten, Blut zu spenden. Ursprünglich kommt diese Maßnahme aus der Zeit der AIDS-Krise aus den 80er Jahren. In der Petition wird anerkannt, dass davon ausgegangen wird, dass Männer, die mit Männern Sex haben, statistisch häufiger von HIV betroffen sind. Doch könne man eine Infektion nach sechs Wochen nachweisen, weshalb die seit 2017 neue Warteregelung von einem Jahr nach dem letzten Geschlechtsverkehr nicht länger rechtzufertigen sei. In diesem Fall beruht ein Verbot also auf Informationen von vor 40 Jahren, womit der Gründer der Petition Lucas Hawrylak Schluss machen möchte. Die Petition ist aktuell kurz vor 75.000 Unterschriften und damit eine der meist gezeichneten auf change.org, Stand 20. Juni 2021.
Falls Ihr an dem Netzwerk oder der Petition Interesse haben solltet, findet Ihr unter dem Link instagram.com/kritmedessen Ihren Instagram-Account, wo mehr als die hier angesprochen Themen konkretisiert werden und auch einen Link zur Petition.
:Lukas Simon Quentin
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