Fußball. Man mag es kaum glauben, aber die Bochumer können sich seit geraumer Zeit konstant an der Tabellenspitze halten.
Die Saison in der zweiten Bundesliga mündet gerade in eine entscheidende Phase, in der ein Spitzenspiel auf das andere folgt. Nach dem hart umkämpften Sieg in Fürth konnte der VfL drei extrem wichtige Punkte mit nach Bochum nehmen, die dazu verhelfen, sich in der Spitzenkonstellation mit Fürth, Hamburg und Kiel einen Vorsprung zu verschaffen. Zwei Spieltage zuvor standen die vier Konkurrenten allesamt noch bei jeweils 42 Punkten, doch die Bochumer konnten als einziges Spitzenteam zwei Siege folgen lassen. Spätestens jetzt kann mit der behaupteten Tabellenführung niemand mehr ein Geheimnis aus den Aufstiegsambitionen machen, um nach elf langen Jahren wieder in die erste Bundesliga zurückzukehren. Schließlich ist man zum ersten Mal seit 2015 Spitzenreiter, als man die Saison allerdings enttäuschend nur als Fünfter abschloss.
Diesmal sieht die Lage jedoch anders aus, denn die Konstanz, die durch den noch relativ frischen Cheftrainer Thomas Reis in die Mannschaft gebracht wurde, ist wirklich beeindruckend. Als Anhänger des VfL war man es in den letzten Jahren gewohnt mit leichten Ausreißern zur Abstiegsfurcht in die Versenkung der dritten Liga, in der schon viele Traditionsvereine gestrandet sind oder vorsichtigen Blicken nach oben, die aber nie mit ernsthaften Aufstiegshoffnungen einhergingen, im Brachland des Mittelfeldes zu kicken. Ähnlich sah es noch in der vergangenen Saison aus, als man den prominenten Robin Dutt aus Abstiegssorgen entließ, um mit Reis eine Identifikationsfigur auf die Trainerbank zu setzen. Souverän machte er die Mannschaft, auch mit Hilfe der zwei neuen Leistungsträger Gerrit Holtmann und Robert Žulj, zu einer eingeschworenen Truppe, die immer wieder auch in den wichtigen Partien bestehen kann. „Wenn du oben stehst, dann ist klar, dass alle deinen Platz haben wollen. Aber wir stehen zu Recht da oben“, kann Reis stolz behaupten. Endlich können die Bochumer breiterer Brust nach oben blicken und aus ihrer schützenden Haltung hervorkommen, durch die bloß niemand am Ende enttäuscht werden sollte. Fan-Liebling und Stammtorhüter im Bochumer Kasten Manuel Riemann schürt durch seine konstant herausragenden Leistungen auch die Euphorie. „Was soll ich sagen? Wir wollen Vierter werden? Klar will ich aufsteigen!“, so Riemann. Zusätzlich zu der bisher sehr erfolgreichen Liga-Saison konnte der VfL auch im DFB-Pokal mit dem Einzug ins Achtelfinale so weit kommen, wie seit fünf Jahren nicht mehr. Dafür konnte man im Duell gegen den Abstiegskandidaten Mainz 05 aus der ersten Liga eine überragende Mentalität beweisen, als man einen 0:2-Rückstand ausgleichen und im Elfmeterschießen souverän dominieren konnte. In der nächsten Runde präsentierte sich der Traditionsverein gegen Champions-League-Teilnehmer RB Leipzig jedoch bei der 0:4-Niederlage eher zweitklassig. Dieses Spiel könnte auch schon ein Vorgeschmack darauf gewesen sein, was der Mannschaft im Falle des Aufstiegs in der nächsten Saison im Oberhaus blühen könnte. Schließlich haben es finanziell schwächere Klubs in der ersten Saison nach dem Aufstieg nie leicht. „Wirtschaftlich hat die Corona-Pandemie natürlich ihre Spuren hinterlassen. (…) Wir bleiben demütig. Wir werden weiter seriös arbeiten und keine wilden Dinge machen. Unabhängig davon, in welche Richtung es geht“, erklärt Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz. In den nächsten Wochen geht es gegen den HSV und Holstein Kiel, danach werden die Aufsteiger so gut wie feststehen.
:Henry Klur
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