Fußball. Der VfL Bochum erwischte nach dem katastrophalen Saisonbeginn im letzten Jahr nun überraschend den besten Start seit Jahren.
Es ist mittlerweile schon zehn lange Jahre her, dass der VfL den Klassenerhalt in der ersten Bundesliga selbst in der Hand hatte. Der Gegner und direkte Konkurrent im Abstiegskampf hieß am 34. Spieltag der Saison 09/10 Hannover 96 und die Rettung vor dem direkten Abstieg winkte dem Sieger der Partie im Ruhrstadion. Vor vollem Haus unterlag man den Niedersachsen schon zur Halbzeit mit 0:3 und der bittere Abstieg hinunter in die 2. Bundesliga musste angetreten werden. Der VfL galt bis dahin lange als Fahrstuhlmannschaft, die immer wieder zwischen erster und zweiter Liga auf und ab pendelte. Seit dem ersten Abstieg im Jahre 1993 folgten noch vier weitere Abstiege, auf die jedes Mal der direkte Wiederaufstieg folgte: der VfL ist sogar absoluter „Rekordwiederaufsteiger“, da den Bochumern dieses Kunststück ganze fünf Mal gelang.
Doch 2011 musste man sich erstmals in der Aufstiegsrelegation geschlagen geben und verblieb nach der Niederlage gegen Mönchengladbach im Unterhaus. Seitdem versiegten die Aufstiegsambitionen nach und nach und man machte es sich im Mittelfeld gemütlich, was von gelegentlichen Abstechern nach oben oder unten untermalt wurde, die jedoch nie ernst zu nehmende Veränderungen nach sich zogen. Man hat anscheinend vergessen, dass man einst über zwanzig Jahre lang zum festen Inventar der Bundesliga gehörte und sich nun mit der Zweitklassigkeit abgefunden. Aber leise Hoffnungen machen sich diese Saison plötzlich wieder breit, als der VfL nach sechs Spieltagen und souveränen Leistungen plötzlich auf einen direkten Aufstiegsplatz steht und nur der als fast sicher gesetzte Aufstiegskandidat aus Hamburg über einem thront. Fans und Spieler stellen sich dieselben Fragen nach den überraschend überzeugenden Darbietungen: Dürfen wir das denn? Will nicht vielleicht sonst jemand? Das halten wir doch sowieso nicht durch, oder?
Letztes Wochenende folgte nun doch auch wieder ein sportlicher Dämpfer durch die klare Heim-Niederlage gegen ebenfalls gut gestartete Fürther, weshalb man wieder ein paar Plätze in der Tabelle gerutscht ist. Trainer Thomas Reis betonte auch schon vor dem Spiel, mit der klassischen Trainer-Aussage, dass er nicht auf die Tabelle schauen würde. Selbstverständlich ist so früh in der Saison noch alles und nichts möglich, wie auch wieder die Entwicklung vom Abstiegskandidaten zum besten Verein nach der Wiederaufnahme des Betriebs, was in einem zufriedenstellenden achten Platz endete. Dieser Schwung konnte auch bis jetzt gut mit in die Folge-Saison genommen werden und bietet eine angenehme Abwechslung beim Blick auf die Tabelle. Doch bevor die Vorfreude zu groß wird auf ein mögliches Wiederkehren der dritten Stadt des Ruhrpotts in die Bundesliga, ist sich Top-Stürmer Simon Zoller nach der letzten Niederlage sicher, dass Bochum noch kein Aufstiegskandidat ist: „Das hat man gesehen. In der ersten Halbzeit ist wenig zusammengelaufen. Wir haben schlecht gegen den Ball gearbeitet und viele Räume und Chancen zugelassen.“
Dabei ist grade in dieser Saison, wegen der fehlenden Prominenz der Absteiger aus Düsseldorf und Paderborn, das Rennen um die Plätze Zwei und Drei hinter dem HSV sehr offen und schwer vorhersehbar. Ob der VfL seine Chance nun endlich doch mal nutzen kann, wird sich in den kommenden schweren Wochen abzeichnen, in denen hochinteressante Partien gegen den HSV, Mitkonkurrent Holstein Kiel und die Absteiger SC Paderborn und Fortuna Düsseldorf anstehen.
:Henry Klur
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