Film Viele Blockbuster warten seit Beginn der Quarantäne auf ihre Kinopremiere, doch bei Disney+ gibt es bald für rund 30 US-Dollar die heiß erwartete Realverfilmung von „Mulan“ zu sehen.
In Deutschland sind viele Kinos seit einigen Monaten wieder geöffnet, doch was fehlt, ist das Angebot an Neuerscheinungen. Einige kleinere Filme wagten bis jetzt die Veröffentlichung wie zum Beispiel der kolumbianische Festivalhit „Monos“ von Alejandro Landes, doch Hollywood hielt seine Filme zunächst zurück. Die Angst vor Flops an den Kinokassen ist groß, denn besonders in den wichtigen Märkten USA und China sind die Kinos zum Großteil nur unter extremen Kapazitätsbeschränkungen oder überhaupt nicht geöffnet. Deshalb verkündete Disney+ nun, dass zumindest in den Ländern, in denen der noch junge Streamingdienst schon verfügbar ist, ab 4. September die nächste Realverfilmung eines eigenen Klassikers abrufbar sein wird: „Mulan“ ist mit einem Budget von schätzungsweise 300 Millionen Dollar die bislang teuerste Disney-Produktion und wird für 30 US-Dollar zusätzlich zum Streaming-Abo als Video-on-Demand zu kaufen sein. Für Deutschland wurde dieses Angebot zwar noch nicht bestätigt, aber ein Angebot in Höhe von 30 Euro auch hier zu Lande gilt als wahrscheinlich.
Für die Kinos bedeutet diese Entscheidung einen harten Schlag, denn die Lücke der Neuerscheinungen kann nicht ewig durch das Zeigen von Klassikern gestopft werden. Auch Universal scheint die finanzielle Bequemlichkeit von Heimkino-Premieren bemerkt zu haben, denn mit dem zweiten Teil des Kinderanimationsfilms „Trolls“ spielte man wohl in den ersten drei Wochen mehr Geld ein als dessen Vorgänger in fünf Monaten an den amerikanischen Kinokassen. Zudem erhalten die Produktionsstudios von Streamingdiensten 80 Prozent der Einnahmen für ihre Filme, während die Kinobetreiber 50 Prozent selbst einstreichen dürfen. Deshalb kündigte Universal Pictures nun an, das bisherige Zeitfenster von 70 Tagen zwischen Kino- und Heimkino-start auf 17 Tage zu verkürzen. Was für Studios undStreaming-Anbieter finanziell verlockend scheint, bereitet den Weg in eine Katastrophe für Cineast:innen, für die der regelmäßige Besuch im Lichtspielhaus ein Filmerlebnis ermöglicht, das auf der Couch nicht zu imitieren ist. Denn den durch die Schließungen und Kapazitätsbeschränkungen ohnehin schon geschwächten Kinos stehen dadurch noch größere Probleme mit Besucherzahlen bevor, was für einige Betreiber:innen, insbesondere von kleineren Kinos, das Aus bedeuten könnte. In Deutschland wäre allerdings eine solche Regelung wie sie Universal im Sinn hat nicht so einfach umzusetzen, denn hier beträgt der Zeitraum bis zur DVD- und VoD-Veröffentlichung meistens ganze sechs Monate und ist gesetzlich durch die Filmförderung geschützt.
Doch es gibt auch weiterhin Filmemacher:innen in Hollywood, die sich gegen das Aussterben der Kinolandschaft wehren wollen, wie zum Beispiel Christopher Nolan (Inception, Dunkirk, Interstellar). Dessen neuestes Werk „Tenet“ soll nach einer nicht enden wollenden Reihe von Verschiebungen nun doch am 26. August noch vor amerikanischem Start in die deutschen Kinos kommen. Der Actionfilm mit Zeitreisethematik wird als erster großer Blockbuster seit Beginn der Quarantäne veröffentlicht und könnte als ein echter Publikumsmagnet wirken und für finanzielle Entlastung sorgen. Schließlich ist die Sehnsucht nach frischen Neuerscheinungen groß und Hochkaräter wie James Bond und Marvel werden wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen oder auch zur Streaming-Veröffentlichung greifen. Von dieser Entscheidung wird die Zukunft vieler Kinos abhängig sein.
:Henry Klur
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