Bild: Chaos im Kopf: Bei Überforderung helfen Beratungsstellen., Time, To Help? Symbolbld

Workload im Studium. Weniger (Selbst-)Vorwürfe, sanfter mit sich selbst und anderen sein: Wieso „Scheitern“ okay ist und wie es danach weiter gehen kann.

Kalendereinträge in verschiedenen Farben, To-Do Listen, ein neuer Laptop und sogar ein gewisses Gefühl von Motivation… Doch manchmal reicht das nicht. Manchmal zerläuft Dir Dein Leben zwischen den Fingern, jeder möchte etwas von Dir und Du kannst nicht mithalten. Textnachrichten auf dem Handy, näher rückende Deadlines, die Erfolgsgeschichten von anderen: ständige Erinnerungen ans eigene Scheitern. Du drückst sie weg, aber sie nisten sich ein, irgendwo in der Magengrube. Manchmal kannst Du die Ordner auf deinem Computer sortieren, aber mit deinen Gedanken will es Dir monatelang nicht gelingen. Manchmal sitzt Du vor einer Arbeit und Dir bricht der Schweiß aus, kein Wort fühlt sich richtig an oder vielleicht hast Du so lange nicht mehr am Schreibtisch gesessen, dass Du vergessen hast, wie viele Arbeiten, wie viele Klausuren Du noch schreiben musst; der Abschluss gefühlt Lichtjahre weit entfernt und bald rutschst Du aus der nächsten Prüfungsordnung…

Zu Semesterbeginn etwas über das Scheitern zu schreiben, erschien uns erst abschreckend. Aber vielleicht müssen wir Probleme im Studium (und nicht zu vergessen im Nebenjob und Privatleben) thematisieren, damit wir aufhören sie zu verstecken und verdrängen, was einer Aufarbeitung und einem erfolgreichen Studienabschluss erst recht im Wege steht. Zu präsent sind oft die Extremvorstellungen von der*m perfekt organisierten Student*in auf der einen und der*m Dauerstudent*in auf der anderen Seite, zu festgefahren die Erwartungen an Studiengänge. Aber egal ob Medizin, Management and Economics oder Medienwissenschaften; in jedem Fach kann man in einen Strudel aus Stress, Selbstzweifeln und Vergleichen untergehen. Niemand von uns wurde als Student*in geboren. Und die Schule ist meist die denkbar schlechteste Vorbereitung: Hausaufgaben haben sich optional angefühlt, der Weg war vergleichsweise vorgezeichnet und klar. Dazu kommt, dass heute mit 2,8 Millionen Menschen so viele Leute in Deutschland studieren wie nie zuvor und laut der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DW) stammen 48 Prozent von uns aus Nicht-Akademikerfamilien. Eine Umfrage der Deutsche Bildung AG ergab 2018, dass 55 Prozent der Studierenden nebenbei arbeiteten, wovon wiederum 48 Prozent angaben, lieber weniger bis gar nicht arbeiten zu wollen. Und laut der Barmer Krankenkasse ist jeder sechste Studierende psychisch erkrankt, wobei der studienbezogene Leistungsdruck oft als Auslöser oder Verstärker gesehen wird: Verschiedenste Umstände können die Bewältigung des Studiums erschweren. Eigene Probleme im Studium selbst zu reflektieren und auch im Freundes- und Bekanntenkreis öfter zu kommunizieren, soweit es sich gut anfühlt, kann dazu beitragen, eine toxische durch Angst und Scham genährte Atmosphäre abzubauen. Darüber hinaus bieten viele Hochschulen vielfältige psychologische Beratungsangebote an, die ergebnisoffen sind (auch ein Studienabbruch kann eine richtige Entscheidung sein). An der RUB kann über die Zentrale Studienberatung (ZSB) regelmäßige Einzel- und Gruppenberatung durch ausgebildete Psycholog*innen bezogen, an Workshops teilgenommen, sowie Selbsthilfegruppen beigetreten werden. Gruppentermine drehen sich meist um konkrete Themen und Problematiken wie Prüfungsangst, Aufschieben, Life-Study Balance, Studienzweifel, Selbstvertrauen oder Depressionen und Ängste. Dass laut Studierendenwerk NRW zwei Drittel der Studierenden Beratungsbedarf habe, mag ebenfalls erschreckend wirken, attestiert vielleicht aber auch eine zunehmende Sensibilisierung und Bereitschaft offen zu sagen: „Ich brauche jetzt mal Hilfe“.

:Marlen Farina

Tipps aus der Redaktion

Mit Methode. Leere im Kopf und auf dem Papier? Auch unseren Redakterur*innen fällt es manchmal schwer, wöchentlich etwas auf‘s Blatt zu bringen – Doch mit erprobten Tricks,kann die Blockade gelöst werden.

Zeitmanagement

Eines der wichtigsten Hilfsmittel, um den Stress im Studium zu verringern, ist ein strukturierter Zeitplan. So schaffst Du es, deinen Tag selbstbestimmt zu gestalten und in Schwung zu kommen. Du studierst nicht einfach so vor Dich hin und hetzt von einer Deadline zur anderen oder verpasst sogar wichtige Termine. Trage Dir zum Beispiel wichtiges in einen Kalender ein oder erstelle eine Exceltabelle mit einem Wochenplan, bei dem du dir feste Lernzeiten für deine Veranstaltungen einträgst. Auch eine einfache Checkliste kann Dir schon dabei helfen, die Kontrolle über deinen Studienverlauf zu behalten. Durch Struktur im Studienalltag verlierst Du nicht die Übersicht und kannst im Vorraus planen, was Du wann zu tun hast. Außerdem baust Du Dir so Gewohnheiten auf, die Dir dabei helfen, Dich zu fokussieren, mit dem Lernen anzufangen, weiterzumachen und verschiebst keine Dinge auf den Folgetag. Durch eine gute Planung hast Du auch eine Übersicht über die Dinge, die gerade mehr deine Aufmerksamkeit verlangen. Zusätzlich kannst Du Dir bei deiner Planung deine Arbeitszeit in Blöcke aufteilen. Anstatt stundenlang durchzupauken ist es auch wichtig, deinem Hirn zwischendurch mal Zeit zum Erholen zu gönnen, sodass Du Dich im Anschluss wieder mit neuer Konzentration auf ein neues Thema fokussieren kannst. Also plane Dir auch feste Pausenzeiten ein, sodass Du im Lernstress trotzdem noch Luft holen kannst.

Lernmethoden

Gut strukturierter Lernstoff lässt sich leichter behalten, als Dinge, die chaotisch mal von hier, mal von dort gelesen werden. Deshalb ist es wichtig, dass Du deine Lernmaterialen ordnest. Orientieren kannst Du Dich dabei beispielsweise an Einteilungen in deinen Vorlesungen oder Kapitelüberschriften in deinen Büchern. Wenn stumpfes Auswendiglernen nichts für Dich ist, kannst Du den Lernprozess auch spielerischer gestalten. Du kannst zum Beispiel aus deinen Unterlagen Lückentexte erstellen und Begriffe auslassen, die wichtig sind und Du Dir noch einprägen musst. Außerdem kannst Du ABC-Listen erstellen, bei denen Du unter einem Thema zu jedem Buchstaben des Alphabets ein Wort suchst. Erstelle eigene Zusammenfassungen zu deinen Lernmaterialien. Dabei prägt sich der Stoff alleine schon beim lesen und schreiben ein, zusätzlich strukturierst Du so deinen Stoff und musst entscheiden, welche Dinge wichtig sind und welche weggelassen werden können. Mache Markierungen in deinen Lerntexten, für wichtige Definitionen oder Fachbegriffe und Erläuterungen, aber auch Stellen, die Dir noch unklar oder unverständlich sind. Lese den Text jedoch mindestens einmal bevor Du dich ans Markieren machst: oftmals werden die wichtigen Passagen erst im Wissen und Kontext des Gesamttextes klar. Natürlich kannst Du es beim Lernen aber auch bei den altbekannten, aber effektiven, Karteikarten belassen.

:Philipp Kubu

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